Nicht jede faire Mode trägt ein Siegel. Chill n Feel setzt auf Fairen Handel ohne Fairtrade.
„Ich bin fairer Handel“
In Lima (Peru) lassen wir faire Bio-Babykleidung nähen
Ich erinnere mich noch gut an ein Radio Interview, zu dem ich eingeladen wurde. Das Thema damals: “Ich bin fairer Handel”.
Neben zwei weiteren „fairen“ Unternehmerinnen diskutierten wir Fragen wie Was meint Fairness? und Wie sieht faire Mode aus? Das waren schwierige Fragen. Denn Fairness sagt so viel und zugleich so wenig.
Was aus dem Blickwinkel des Endverbrauchers als fair erscheint, wird von den Produzenten im Ursprungsland häufig ganz anders empfunden. Das fängt mit Kontroversen wie Bedeutet Fair auch Ökologisch? an und hört bei kniffeligen Rechnungen auf, die eine Antwort auf die Frage geben möchten, wie hoch denn nun ein fairer Lohn sein sollte.
Lasst uns dazu gemeinsam einen kleinen Abstecher in die Welt des Fairen Handels machen. Beginnen wir mit dem Fairtrade-Siegel. Denn trägt ein Produkt dieses Label, haben die meisten Konsumenten beim Kauf ein gutes Gefühl.
Das Fairtrade-Siegel
Seit 1991 gibt es das Fairtrade-Siegel. Das Sozialsiegel (kein Bio-Siegel!) garantiert, dass Kleinbauern einen kostendeckenden Preis für ihre Rohstoffe erhalten; selbst dann, wenn die Weltmarktpreise einmal niedriger sind.
Fairtrade-zertifizierte Unternehmen zahlen unter gewissen Voraussetzungen (z.B. wenn auch noch ökologisch angebaut wird) zusätzliche Prämien und bieten den Bauern häufig die Möglichkeit, an Fortbildungen teilzunehmen. Klingt alles super, oder?
Fairtrade-Produkte für jeden Geldbeutel
Positiv ist auch, dass das Fairtrade-Siegel in den letzten 30 Jahren sehr weite Kreise gezogen hat. So bekommt man Fairtrade-Schokolade, Kaffee, Bananen sowie Faire Mode nicht mehr nur in Weltläden, wie dies früher der Fall war.
Mittlerweile zählen die fairen Produkte auch bei Rewe, Aldi und Lidl zum Standardsortiment.
Nicht jede Fairtrade-Schokolade ist fair
Wie jedes Gütesiegel auf dem Markt, hat auch Fairtrade seine Schwachstellen. Blöd nur, dass eine dieser Schwachstellen genau da liegt, wo Fairtrade ansetzt: in der Transparenz.
Faire Rohstoffe sollten eine weitestgehend transparente Produktionskette haben. Dies bedeutet, dass Belege und Dokumentationen aufzeigen können, wo genau ein Rohstoff seinen Ursprung hat. Bestimmte Marken bieten sogar eine Art Tracking-System an, über das der Kunde mehr Info zum Ursprung der verwendeten Rohstoffe bekommt.
Doch an einer Stelle hakt es gewaltig; nämlich an der Kennzeichnung von Mischprodukten.
Was sind Mischprodukte?
Schokolade oder Schokoeis sind Mischprodukte. Denn sie enthalten verschiedene Zutaten, darunter faire und „nicht faire“. Kakao und Zucker könnten also theoretisch fair sein – denn sie haben die Chance auf eine Fairtrade-Zertifizierung. Milch hingegen fällt aus dem Raster.
Die Fairtrade-Regel: das Siegel dürfen Produkte tragen, die zu mindestens 20% aus Fairtrade-Rohstoffen bestehen (bis 2011 waren es noch 50%). Diese Info muss in der Zutatenliste ersichtlich sein.
Diese GEPA-Schokolade besteht zu 70% aus fairem Kakao
Mogelpackungen gibt’s natürlich auch. In diesem Video erfährst du, wie du Produkte erkennst, die das Fairtrade-Siegel eigentlich gar nicht tragen dürften.
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Mehr InformationenUnd dann ist da noch der Mengenausgleich
Mischprodukte sind eine Möglichkeit, das Fairtrade-Label für ein stärkeres Marketing zu nutzen. Der Mengenausgleich ist eine weitere.
Nimm dir einmal die Zeit und schau dir ein paar Fairtrade-Verpackungen etwas genauer an. Aldi bietet hier ausreichend Beispiele. Du wirst nicht lange suchen müssen, um auf eine Info wie diese zu stoßen:
Das Fairtrade Kakao Programm ermöglicht es Kleinbauern, mehr Kakao unter Fairtrade-Bedingungen zu verkaufen. Kakao mit Mengenausgleich.
In dieser Schokoladentafel stecken 0-100% fairer Kakao
Was aber heißt Mengenausgleich? Ganz einfach. In den meisten Fabriken werden gleichzeitig faire und „nicht faire“ (konventionelle) Rohstoffe verarbeitet.
Stell dir dafür einfach vor, wie in einer Spinnerei faire und unfaire Baumwolle zu ein- und demselben Garn versponnen wird. Kaufen wir also diese Garne ein, um daraus faire Baumwollstoffe für unsere Babykleidung weben zu lassen, pokern wir sozusagen ein wenig.
Vielleicht haben wir Glück und uns wird reines Fairtrade-Garn ausgehändigt, vielleicht bekommen wir aber auch ein Mischgarn oder ein richtig „unfaires Garn“. Beim Mengenausgleich stößt die Transparenz an ihre Grenzen.
Der Mengenausgleich an sich ist hier nicht das Problem. Denn darüber können auch Unternehmen am Fairtrade-Programm teilnehmen, selbst wenn sie nicht ausschließlich faire Baumwolle verarbeiten (das können sich nämlich viele kleine Firmen gar nicht leisten).
Nur – und das kreiden Verbraucherschützer an – der Konsument sollte gut ersichtlich und vor allem verständlich darauf hingewiesen werden. Mit dem unscheinbaren Wort „Mengenausgleich“ können nämlich die wenigsten etwas anfangen.
Chill n Feel: Faire Mode aber nicht Fairtrade
Es wäre jetzt eine glatte Lüge, würde ich behaupten, dass wir unseren Kunden 100% Transparenz bieten. Das können wir nicht und auch kein anderes Unternehmen auf dem Markt. Es gibt da einfach ein paar kleine Geheimnisse, die jedes Unternehmen braucht, um konkurrenzfähig zu bleiben.
Wo wir allerdings durchaus Transparenz geben möchten und uns auch nicht scheuen würden, Journalisten auf eine Presse-Reise nach Peru einzuladen, ist der Herstellungsprozess unserer Produkte. Wie entsteht Chill n Feel Bio-Babykleidung, wer fertigt unsere ökologischen Stoffpuppen und wie leben die vielen Mamas, die unsere niedlichen Öko Kuscheltiere stricken?
Hier haben wir nichts zu verbergen. Im Gegenteil, wir zeigen und erzählen gerne von den Menschen hinter unseren Produkten, denn es erfüllt uns mit Stolz, faire Arbeitsplätze in Peru zu schaffen.
Das bedeutet faire Mode für uns
Fairness hat für uns in erster Linie mit einer zufriedenstellenden Bezahlung, einem respektvollem Umgang, einem sicheren und angenehmen Arbeitsambiente und familienfreundlichen Arbeitszeiten zu tun. Kinder begleiten ihre Mamas, während diese Einhörner für Chill n Feel stricken, aber sie selbst arbeiten nicht mit.
Fairer Handel also wird bei uns groß geschrieben – ohne ihn gäbe es Chill n Feel erst gar nicht -, aber ein Fairtrade-Siegel werdet ihr auf unseren Produkten nicht finden.
Statt Siegel bieten wir dir an, jederzeit Fragen zu stellen, wenn du etwas rund um das Thema Fairness und ökologische Produktionsbedingungen wissen möchtest.
Ein Kommentar unter diesem Beitrag oder eine Nachricht über unser Kontaktformular genügt und wir plaudern gerne ein wenig aus dem Nähkästchen 😉
Die Menschen hinter unseren fairen Baby- und Kinderprodukten
Fairness im produzierenden Sektor meint in erster Linie das Wohl der Menschen. Es geht um die Frauen und Männer, die hart dafür arbeiten, dass wir im Supermarkt gut bestückte Kaufhausregale vorfinden.
Und das sind sie, die Menschen, die Chill n Feel möglich machen:
Alicia versorgt uns mit handgestrickten Öko Kuscheltieren
Alicia haben wir vor 7 Jahren auf der Ethical Fashion Show in Paris kennengelernt. Um sie herum hatte sie allerhand wunderschöne, handgestrickte Kuscheltiere dekoriert.
Sie erzählte uns, wie Mamas in den peruanischen Bergen für die Zukunft ihrer Kinder stricken. Sie erzählte uns auch, wie die Frauen gleichzeitig in ihren Persönlichkeitsrechten geschult würden und wie man ihnen beibrächte, ihr Handwerk soweit zu perfektionieren, dass sie auf dem lokalen Markt höhere Preise erzielen können.
Damals noch stand eine NGO hinter Alicia. Dies änderte sich, als internationale Fonds wegfielen, die die feministische Nicht-Regierungsorganisation lange Jahre finanziell unterstützt hatten.
Seither – und dies ist nun ca. 2 Jahre her – arbeitet Alicia auf Eigenregie weiter für uns, vor allem aber für jene Frauen, die seit dem Jahr 2012 wunderschöne Bio-Kuscheltiere für uns stricken … in den Bergen … auf über 4000m … im direkten Umfeld ihrer oft zahlreichen Kinder.
Qualitätskontrolle: Alicia prüft jedes Einhorn, bevor es zu uns reist
Maria José ist die faire Hand über unseren Bio Strickpuppen
Vor etwa 2 Jahren sind wir zum ersten Mal Maria José – Inhaberin einer peruanischen Puppenmanufaktur – begegnet.
Wir saßen eine ganze Weile in Marias Büro im Herzen Limas, stellten Fragen zu ihrer Manufaktur, dem Produktionsprozess und zu den Arbeitsbedingungen. Es passte einfach alles zusammen: wunderschön verarbeitete Puppen, hochwertiges, natürliches Material und ein faires Arbeitsmodell, das es Müttern und Vätern in sozial schwachen Randgebieten Limas erlaubt, von Zuhause aus zu arbeiten.
Mit Faultier Chillina und unseren unseren Öko Stoffpuppen (Pirat, Meerjungfrau, Prinzessin und Ritter) begann unsere gemeinsame Geschichte. Und in Kürze?
Produktentwicklung: Maria José schickt Bilder letzter Korrekturen (Zauberer: coming soon)
Rosario produziert faire Mode für Chill n Feel
Rosario lernten wir vor einigen Jahren auf der peruanischen Modemesse Perú Moda kennen. An ihrem Stand kamen wir einfach nicht vorbei, denn sie stellte ganz zauberhafte faire Mode für Babys aus feinster Pima Baumwolle vor.
Unweit von unserem Zuhause in Lima befand sich damals ihre kleine Schneiderei, in der regelmäßig 10-15 Schneider- und Schneiderinnen für sie nähten. Ich erinnere mich an die lächelnden Schneiderinnen, die sich über die neugierigen Blicke unseres kleinen Miguel freuten, als wir die Schneiderei zum ersten Mal besuchten.
Wir fühlten uns sofort wohl in der Schneiderei und die Qualität sprach für sich. Über die Jahre haben wir herrlich weiche Bio-Babykleidung mit Rosario entwickelt und sind gemeinsam gewachsen.
Es wurden neue Arbeitsplätze geschaffen und die Räumlichkeiten – wo unsere faire Mode gefertigt wird – haben sich verändert. Aber das gute Gefühl, das wir bei unserem ersten Besuch spürten, blieb und ist – davon sind wir überzeugt – in jedem unsere Kleidungsstücke spürbar.
Produktentwicklung: mit Rosario bespreche ich aktuelle Muster
Peru-Reise 2020: einfach mal wieder Hola! sagen
Fotos, Videos, Skype und WhatsApp. Was wäre Chill n Feel nur ohne den digitalen Fortschritt, der uns Peru ins heimische Arbeitszimmer holt? Und doch geht nichts über ein persönliches Zusammentreffen, zumindest einmal jedes Jahr.
Die Koffer sind gepackt, die letzten Vorbereitungen werden getroffen. In wenigen Tagen geht es für uns und unsere beiden kleinen Jungs für 4 Wochen nach Peru.
Chill n Feel macht Urlaub? Nein, keine Sorge. Der Vertrieb unserer fairen Produkte läuft weiter wie gewohnt. Dafür sorgen fleißige Helfer. Auch eure E-Mails werden zeitnah beantwortet.
Wie wir uns freuen auf unsere Familie, auf unsere Lieferanten und auf den peruanischen Spätsommer …