Achtung: starker Pollenflug! Schnell wird diese Meldung überlesen. Nicht aber von Eltern, deren Kinder am atopischen Ekzem erkrankt sind. Was machen Pollen mit der Haut?
Inhaltsverzeichnis
Ekzeme im Frühling: wenn die Haut juckt
Endlich spriesen die ersten Frühblüher aus der Erde. Mit jedem Atemzug nehmen wir zarte Düfte auf. Unsere Haut ächzt nach den warmen Sonnenstrahlen. Unser Vitamin-D Spiegel steigt und Frühlingsgefühle zaubern uns ein zufriedenes Lächeln auf die Lippen.
Der Frühling ist ja so schön! Wären da nur nicht die Pollen.
Insbesondere für Kinder, die am atopischen Ekzem erkrankt sind, bringt der Frühling nicht zwangsläufig Erholung für die hochsensible Haut. Zwar freut sich die Haut, nun nicht mehr der trockenen Heizungsluft ausgeliefert zu sein, doch Pollen können ebenso gemein und juckreizfördernd sein.
Denn Pollen zählen zu den sogenannten Umweltallergenen. Und Umweltallergene wiederum können bei Menschen mit atopischer Dermatitis Schübe auslösen, die sich als Ekzeme auf der Haut abzeichnen.
Etwa 70-80% aller Neurodermitiker reagieren allergisch auf Pollen. Aber: nicht jedes Kind, das mit Neurodermitisschüben auf Pollen reagiert, leidet unter einer Allergie. Eine Allergie kann, muss sich aber nicht entwickeln.
Wo liegt der Zusammenhang zwischen Ekzemen und Pollen? Wieso reagiert die Haut auch ohne Pollenallergie auf den herumfliegenden Blütenstaub?
Pollen können Ekzeme auslösen
Ekzeme im Frühling können durch eine Hypersensitivität oder auch eine Allergie auf Pollen ausgelöst werden.
Pollen als Trigger (Provokationsfaktor)
Das atopische Ekzem tritt in Erscheinung, sobald die Haut auf bestimmte Umweltfaktoren überreagiert. Pollen, Hitze, Wolle, Hausstaubmilben, all dies sind Stoffe, die gesunder Haut nichts anhaben können.
Anders ist dies beim atopischen Ekzem. Hier reagiert das Immunsystem auf Dinge, die grundsätzlich harmlos sind, mit Juckreiz und Ekzemen. Aber warum ist das so?
Die Antwort liegt in der Tatsache, dass die Haut von Kindern mit Neurodermitis hochsensibel ist und Provokationsfaktoren nicht ausreichend abschirmen kann.
Das musst du dir in etwa so vorstellen: Die Hautbarriere, also die äußerste Schutzhülle (die Epidermis) ist gestört; sie ist – bildlich gesprochen – brüchig. Darüber entweicht Feuchtigkeit, was zu einer noch stärkeren Austrocknung führt. Über die „brüchige“ Hautoberfläche dringen Trigger sehr leicht in die tieferen Hautschichten ein.
Als Folge kommt es zu Hautrötungen, Juckreiz und Ekzemen.
Pollenstaub kann einer dieser gemeinen, juckreizfördernden Provokationsfaktoren sein. Und doch: nicht jedes Kind mit Neurodermitis reagiert auf Pollen.
Blütenstaub ist nur einer von vielen möglichen Provokationsfaktoren, die das Hautbild deines Kindes verschlechtern können; ein einziges Puzzleteil, das dir helfen kann, die Neurodermitis deines Kindes besser zu verstehen.
Pollenallergie: Asthma und Heuschnupfen
Kinder, die am atopischen Ekzem erkrankt sind, neigen dazu, schneller als andere einen Pollenallergie zu entwickeln. Ist dies der Fall, zeigt sich die Allergie an den Atemwegen oder in den Augen.
Gesprochen wird dann von
- allergischem Asthma
- Heuschnupfen („allergische Rhinitis“).
Atopisches Ekzem, Heuschnupfen und allergisches Asthma sind Erkrankungen des atopischen Formenkreises. Sie können allein oder gemeinsam auftreten. Sie können zeitgleich oder abwechselnd im Laufe des Lebens auftreten.
Atopischer Marsch
Die allmähliche Entwicklung neuer Erkrankungen aus dem atopischen Formenkreis wird als atopischer Marsch bezeichnet.
Bei Kindern wird oftmals (nicht immer!) folgende Entwicklung beobachtet:
- Atopisches Ekzem: in den ersten 6 Lebensmonate treten erste Anzeichen (z.B. Ekzeme) auf.
- Allergisches Asthma: zwischen dem 2. und 4. Lebensjahr kann allergisches Asthma hinzukommen.
Im weiteren Verlauf tritt manchmal zusätzlich allergische Rhinitis hinzu.
Mit diesen Infos möchte ich keine Angst schüren. Denn wir hatten es ja bereits: dies sind alles Kann-Situationen. Dein Kind ist ein Individuum. Es kann sein, dass sich die Neurodermitis deines Kindes in den ersten beiden Lebensjahren komplett verwächst. Es kann aber auch sein, dass weitere Formen atopischer Erkrankungen hinzukommen.
So schützt du dein Kind vor Reaktionen auf Pollen
Die wohl sicherste, aber nicht immer einfachste Strategie, um dein Kinder vor unliebsamen Reaktionen auf Pollen zu schützen ist die Vermeidung. Insbesondere für Kinder, die am atopischen Ekzem erkrankt sind, ist es wichtig den direkten Hautkontakt mit Blütenstaub bestmöglich einzuschränken.
Für Kinder mit Ekzemen ist der beste Schutz:
- Schütze die Haut vor Kontakt mit Pollen!
- Reinige die Haut regelmäßig, um Pollenrückstände zu entfernen!
- Achte auf eine entsprechende Hautpflege!
Aber klar, bei allergischem Asthma sowie bei Rhinokonjunktivitis ist das Meiden von direktem Kontakt mindestens genauso wichtig. Allerdings wird hierauf nicht der Schwerpunkt dieses Beitrags liegen.
Pollen reduzieren bzw. abschirmen
Ihr habt einen eigenen Garten? Das ist ganz wundervoll.
Auch wenn sich die Bienen nicht freuen werden, so reduzierst du mit diesen beiden Tipps doch erheblich das Risiko für dein Kind, Ekzeme durch umherfliegenden Blütenstaub zu entwickeln:
- Mähe deinen Rasen regelmäßig, sodass Blumen gar nicht erst zum Blühen kommen.
- Pflanze keine Bäume und Büsche, die besonders viele Pollen produzieren (z.B. Fichte, Birke).
Pflanzen, Bäume und Gräser, die sehr viele Pollen produzieren:
- Bäume: Erle, Birke, Haselnuss
- Getreide: Hafer, Gerste, Roggen
- Gräser: Ruchgras, Knäuelgras, Honiggras
- Kräuter: wie Beifuß, Spitzwegerich
Tipp! Bei allergiecheck.de findest du einen sehr praktischen Pollenflugkalender. Dieser zeigt dir an, wann welche Pollen vermehrt auftreten. Du kannst auch direkt nach deinem Wohnort suchen und die Seite wird dir anzeigen, auf welche Bäume bzw. Gräser es aktuell zu achten gilt.
Hast du die Rahmenbedingungen gelegt, ist es sehr wichtig, in den pollenstarken Monaten darauf zu achten, dass Pollen über andere Wege auf die Haut und in die Atemwege deines Kindes gelangen. Hier ein paar Quick-Tipps.
Quick-Tipps für den Alltag in der Pollenflugzeit
- Richtig lüften
In der Stadt ist die beste Zeit zum Lüften zwischen 6-8 Uhr morgens, auf dem Land zwischen 19 und 24 Uhr (Quelle). Halte die Fenster tagsüber am besten geschlossen. Oder nutze ein spezielles Pollenschutzgitter. Dies hält etwa 85% der Pollen ab.
- Draußen spielen im richtigen Moment
Wenn es mindestens eine halbe Stunde geregnet hat, ist ein sehr guter Zeitpunkt für das Spielen im Freien. Denn dann ist die Pollenkonzentration gering. Bei Sonne und Wind solltet ihr nicht zu lange draußen sein.
Schütze in dieser Zeit die Haut bestmöglich! Langärmelige, dünne Baumwollkleidung und eine gute Kopfbedeckung ist kein 100% Schutz, aber er reduziert den direkten Hautkontakt mit den Pollen ein wenig.
Mit dem Gutscheincode „Pollenflug“ schenken wir dir einmalig 10% Rabatt auf unsere Kleidung aus der Neurodermitiskategorie.
- Autofenster und Pollenfilter
Öffne die Autofenster während dem Fahren nicht und lass den Pollenfilter regelmäßig vom Kundenservice checken.
- Regelmäßiges Umziehen
Zieh dein Kind direkt nach dem Spiel im Freien um. Lass die benutzte Kleidung am besten direkt im Gang und gib sie dann in die Wäsche.
- Lufttrocknen ja, aber nicht im Freien
Kleidung an der Luft zu trocknen spart Energie und schont die Wäsche. Aber Achtung! Trockne die Kleidung im Haus und nicht im Garten!
- Bettwäsche
Wechsel und wasche die Bettwäsche regelmäßig.
Stärke die Hautbarriere, um Ekzeme zu vermeiden
Neben hautfreundlicher, langärmeliger und atmungsaktiver Kleidung, ist die richtige Hautpflege für Kinder, die am atopischen Ekzem erkrankt sind, besonders wichtig.
Wie in der Eingangsgrafik dargestellt, ist die Hautbarriere von Kindern, denen Ekzeme das Leben schwer machen, gestört. Sie ist stark trocken und „brüchig“. Aus diesem Grund benötigt sie eine intensivere Hautpflege, als die bei gesunder Haut der Fall ist.
Umso besser du die Kinderhaut pflegst, desto leichter wird es ihr fallen, Reizstoffe, wie Pollen, abzuschirmen.
Viele wertvolle Tipps zur Hautpflege beim atopischen Ekzem findest du in meinem Ratgeberbeitrag Atopische Dermatitis bei Babys richtig pflegen und der zugehörigen Podcast-Folge mit Dr. Alice Martin zum Thema Atopische Dermatitis beim Baby verstehen und behandeln.
Pollenflug und Ekzeme: Interview mit Hautexpertin Ramona
Pollen und Ekzeme, das sind zwei Themen, die auch Heilpraktikerin Ramona Wanninger (Praxis Sena) zur Frühlingszeit besonders beschäftigen. Umso mehr freue ich mich, dass sie ihr Wissen und ihre Erfahrungen im folgenden Interview mit uns teilt.
Liebe Ramona, viele Babys und Kinder reagieren auf UV-Strahlung, Pollenflug oder auch auf ganz andere Reize mit Hautausschlägen. Woran erkenne ich, dass die Ausschläge Pollen geschuldet sind?
Eine allergische Hautreaktion kann sehr vielfältig sein. Das häufigste Symptom ist in der Regel starker Juckreiz, aber auch Rötungen, Schwellungen und Quaddeln so wie auch nässende Hautstellen sind möglich. Ein allergischer Hautausschlag durch Pollen kann sich – immer wieder mal – auch im Gesicht manifestieren.
Die Symptome treten innerhalb von Sekunden bis Minuten auf. Typische Auslöser sind eben hier die Pollen
Kindern mit Neurodermitis macht der Pollenflug im Frühling häufig ganz besonders zu schaffen. Denn rund 70-80% aller Kinder mit einem atopischen Hautbild reagieren auf Umweltallergene, wie eben Pollen. Gibt es einen Zusammenhang zwischen Neurodermitis und einer Pollenallergie?
Obwohl die Neurodermitis ein eigenständiges Krankheitsbild ist, tritt sie sehr oft zusammen mit einer Allergie auf, beziehungsweise sind es Allergien, die Neurodermitis-Schübe verstärken können.
Die ohnehin bereits angegriffene Neurodermitis-Haut wird durch Allergene zusätzlich irritiert. Flechten in den Kniekehlen und Ellenbeugen sowie am Hals, hinter den Ohren, im Gesicht und an den Armen sind die Folge.
Nicht immer bedeuten Hautreaktionen (z.B. Ekzeme) auf Pollen, dass eine Allergie vorliegt. Bei einer sogenannten Airborne Contact Dermatitis (auch aerogenes kontaktallergisches Ekzem) kann die Neurodermitis-Haut mit Ekzemen reagieren, ohne dass eine Allergie diagnositiziert wurde. Was passiert hier mit der Haut?
Ganze 70-80% aller Kinder, die am atopischen Ekzem leiden, reagieren auf Umweltallergene wie zum Beispiel Pollen.
Die feinen Pollen können nämlich durch ihre instabile Hautbarriere in den Körper gelangen und Ekzemschübe hervorrufen. Diese Form der atopischen Dermatitis nennt sich „Airborne Contact Dermatitis“ oder „Aerogenes kontaktallergisches Ekzem“.
Es tritt hauptsächlich im Gesicht und auf dem Hals auf. Aber auch Hände und Unterarme können betroffen sein.
Lassen sich eine Pollenallergie oder auch eine Airborne Contact Dermatitis gezielt behandeln, zum Beispiel durch eine Immuntherapie?
Ja! Patienten können von einer spezifischen Immuntherapie profitieren. Die spezifische Immuntherapie erzeugt eine Toleranz gegenüber dem relevanten Pollenallergen.
Wichtig: Die spezifische Immuntherapie ist nicht zur Behandlung der Neurodermitis zugelassen.
Schützt eine intensivere Basispflege die Haut vor dem Eindringen von Pollen oder führt das Anhaften von Pollen auf der „klebrig“ cremigen Haut vielmehr dazu, dass sich das Hautbild verschlechtert?
Eine Basispflege spielt immer eine besondere Rolle.
Allergene können bei einen Barrieredefekt – so wie es bei Atopikern der Fall ist – leichter in die Haut eindringen. Eine gute Basispflege sollte auch bei der Airborne Contact Dermatitis angewandt werden.
Denn der Lipidfilm stellt hier eine Barriere dar, die verhindert, dass Allergene in die Haut eindringen.
Schützt langärmelige Kleidung vor dem Kontakt mit Pollen?
Langärmelige Kleidung, die möglichst viel Haut bedeckt, kann die neurodermitisauslösenden Stoffe abschirmen.
Bitte immer abwägen – es bringt nicht viel, wenn das Kind zu stark eingemummt ist und unglücklich ist.
Es sollte am besten abends kurz und lauwarm gebadet werden, um die Pollen abzuspülen und getragene Kleidung sollte nicht im Schlafzimmer / Wohnraum liegen bleiben.
Am besten, ab in die Wäsche damit.
Welche Tipps kannst du betroffenen Eltern außerdem mit auf den Weg geben? Wie lassen sich Neurodermitis-Schübe und/oder den Pollen geschuldete Ekzeme verhindern?
Als wichtige Maßnahme gilt die Basispflege, also das tägliche Eincremen am ganzen Körper und im Gesicht. Dafür eignen sich spezielle Medizinprodukte, die der gestörten Hautbarriere fehlendes Fett und Feuchtigkeit zuführen und so die natürliche Abwehrfunktion der Haut wieder herzustellen.
Die Basispflege bildet einen leichten Schutzfilm auf der Haut, der Pollenallergene fernhält und dafür sorgt, dass die Haut den Pollenflug gut übersteht.
Noch wichtiger ist es jedoch, keine oder weniger Schübe zu bekommen.
Dabei können Probiotika helfen. Lebende Milchsäurebakterien, die sich günstig auf die Darmflora auswirken und darüber auch Hauterkrankungen lindern können. Die Bakterienvielfalt auf befallenen Hautstellen von Patienten mit Atopischer Dermatitis ist oft geringer und verschoben.
Achtung Ernährung!
Kreuzallergien mit Nahrungsmitteln ist ein Thema, das eine wichtige Rolle spielen kann.
Bei Betroffenen die unter Heuschnupfen leiden, treten häufig auch Kreuzallergien mit Nahrungsmitteln auf. Die Allergene der Pollen sind allergieauslösende Eiweißstoffe und ähneln in der Struktur den Eiweißstoffen von bestimmten Lebensmitteln.
Tipp:
Neurodermitis-Patienten weisen oft auch einen zu geringen D3-Spiegel auf. Hier sollte ebenso – immer nach Absprache mit dem Therapeuten/Arzt – therapiert werden.