“Zu hoher Spann, meint die Fachverkäuferin im Schuhgeschäft!” Aber was bedeutet das und wie finde ich einen passenden Schuh für meinen Laufanfänger?
Inhaltsverzeichnis
Anatomie Kinderfuß: was du beim Schuhkauf wissen solltest
Nicht jeder Schuh ist für jeden Fuß geeignet
So mancher kauft die ersten Babyschuhe bereits vor der Geburt, einfach, weil sie unglaublich niedlich aussehen und die Vorfreude auf das Babys steigen lassen. Häufig bleiben jedoch die liebevoll ausgewählten ersten Schuhe unbenutzt und zieren allenfalls den Babybauch beim letzten Shooting vor der Entbindung.
Ich selbst hatte bereits Miniatur Schuhe, bevor mein erster Sohn das Licht der Welt erblickte. Auch auf meinem Babybauch sind sie zu sehen. Und ich liebe diese Fotos. Daher bereue ich meinen Kauf nicht. Und doch, heute weiß ich, dass man niemals davon ausgehen darf, dass die ersten Schritte in eben diesen Schuhen ins Buch der Erinnerungen eingehen werden.
Denn woher sollst du auch wissen, wie der Fuß deines Laufanfängers aussehen wird: mit 13 Monaten, mit einem Jahr, mit 18 Monaten. Weder weißt du, wann sich dieser besondere Meilenstein (➽ Chill n Feel Meilensteinkarten) ereignen wird, noch kannst du vorhersehen, welche Fußform dein Kind bis dahin haben wird.
Daher mein Tipp! Wenn du richtig viel Geld in gute erste Lauflernschuhe (z.B. Barfußschuhe) investieren möchtest, dann warte, bis sich die ersten Schritte abzeichnen. Schau dir dann genau die Fußsohle und den Fußrücken an. Womöglich wirst du überrascht sein, welche Herausforderungen sich beim Schuhkauf auftun können.
Breiter Fuß, hoher Spann? Schmaler Fuß und mittlerer Spann?
Manchmal ist der Fuß zu schmal und findet keinen Halt in den Schuhen deiner Wahl. Oder aber ein hoher Spann (auch bekannt als Rist oder Fußrücken) lässt einfach jeden Schuh zu eng erscheinen.
Die ersten Schuhe sind sehr wichtig und tragen einen entscheidenden Anteil an einer gesunden Entwicklung von Fuß und Körperhaltung. Informiere dich daher gut. Dein Kind wird dir später einmal danken, für die Zeit, die du in die ersten Schuhe investiert hast.
Nicht jeder Kinderschuh ist für jeden Fuß geeignet
Bei unserem Erstgeborenen hatte ich noch überhaupt keine Ahnung, worauf es bei einem guten Lauflernschuh zu achten gilt. Ich bekam ein paar Schuhe geschenkt und das Anziehen stellte sich als eine Tortur heraus. Der Fuß wollte einfach nicht in den Schuh schlüpfen. Die Sohle war zudem so dick, dass ich Angst hatte, er würde bei den ersten Schritten direkt stolpern.
Also habe ich mich selbst auf die Suche begeben. Ich versuchte Modelle von nachhaltigen Marken, denn mein Augenmerk lag auf tierleidfreien, also veganen, und gesunden Materialien. Auf die Schuhbreite und den Spann achtete ich damals noch kaum, denn mir fehlte einfach das Wissen darum.
Doch aus Erfahrung lernt man und so konnte ich einige Marken direkt als “ungeeignet” für meinen Sohn ad acta legen. Mal war der Schuh vorne so eng zulaufend, dass ich die winzigen Zehen hätte quetschen müssen, dann wieder bekam ich den Fuß einfach nicht so in den Schuh, dass die Zehen dort landeten, wo sie hingehörten. Ob ein zu hoher Spann dafür verantwortlich war? Vielleicht.
Heute jedenfalls weiß ich, dass ein bequemer, gesunder Schuh eine Form haben muss, die der natürlichen Anatomie des kleinen Fußes entspricht und noch ausreichend Luft in alle Richtungen bietet. Was ich damit meine? Lies noch ein paar Zeilen weiter!
Tipps für den Kauf der ersten Kinderschuhe
Weich, dünne, flexible Sohle, aber wie sieht es mit dem Spann aus?
Du bist auf der Suche nach einem gesunden ersten Lauflernschuh für dein Kind? Dann achte beim Kauf auf folgende Kriterien:
- Material: das Material sollte atmungsaktiv sein, denn Schweißfüße sind sehr unangenehm.
- Dünne, bodennahe, flexible Sohle: umso mehr dein Kind den Boden unter seinen Füßen spürt, desto leichter werden ihm die ersten Laufversuche fallen.
- Passform: damit ein Schuh richtig gut passt und bequem sitzt, ist die Passform der Sohle, aber auch der Spann des Fußes wichtig.
Ein Tipp an dieser Stelle: Für Kinderfüße gibt es nichts Gesünderes als Barfußschuhe! Da Barfußschuhe noch relativ jung auf dem Markt sind, greifen die Start-ups, die meist hinter den Minimalschuhen stehen, zu zeitgemäßen und damit umweltfreundlichen Materialien. In vielen Fällen deckst du mit einem guten Barfußschuh also direkt alle drei oben erwähnten Kriterien ab.
Und doch, auch ein Barfußschuh muss nicht die passende Form für den Fuß deines Laufanfängers haben. Umso wichtiger ist es, die Form der Sohle mit dem Kinderfuß abzugleichen und einen genauen Blick auf den Fußrücken zu legen. Insbesondere dann, wenn ein hoher Spann die bisherige Schuhsuche erschwerte, solltest du nicht voreilige zu einem dir empfohlenen Barfußschuh greifen.
Die richtige Passform für die ersten Kinderschuhe
Kinderfüße sind einfach super niedlich und wir Eltern und Großeltern lieben es, Fußabdrucke für die Erinnerungsbox zu machen. Hast du dir die Abdrücke deiner Kinder oder vielleicht sogar deine eigenen als Kind einmal genauer angesehen? Ist dir dabei aufgefallen, wie unterschiedliche die Fußspuren sind?
Oder hast du dich schon einmal gefragt, warum der Fuß deines Kindes einfach nicht in den Schuh des Nachbarkindes passen will, obgleich beide Kinder dieselbe Schuhgröße haben?
Wenn ja, dann bist du einem großen Geheimnis von Mutter Natur auf die Schliche gekommen: jeder Fuß ist wunderschön, einzigartig und damit unvergleichbar. Auf dem Markt gibt es tausende verschiedener Schuhmodelle, die sich allesamt in Form und Material unterscheiden.
Da gibt es Schuhe, die passen. Und es gibt Schuhe, die passen sogar noch besser. Manche Kinderschuhe scheinen wie für deinen kleinen Laufanfänger gemacht. Andere wiederum sehen zwar unglaublich niedlich aus, aber der Fuß passt einfach nicht in den Schuh.
Gerne hätten wir diesen Schuh entwickelt, der einfach jedem Kind die erste Zeit auf zwei Beinen erleichtert. Schnell mussten wir demütig feststellen, dass uns dies wohl nie gelingen wird.
Und so richten wir uns aktuell mit unseren veganen Barfußschuhen an kleine Kinder mit niedrigem bis mittlerem Spann.
Niedriger, mittlerer und hoher Spann; ein Schuh für jeden Fußrücken … wir arbeiten daran!
Schuhform, Abroll- und Mitwachszone
Mithilfe einer vorgedruckten Schablone, einer selbstgemachten Schablone, die später in den Schuh gelegt wird, oder mit einer herausnehmbaren Innensohle findest du heraus, ob die Passform für dein Kind die richtige ist.
- Die Form der Sohle
Stellst du den Fuß deines Laufanfänger auf die Schablone, siehst du, ob der Fuß bequem Platz innerhalb der vorgezeichneten Linien hat. An keiner Stelle sollte er über die Konturen der Schablone hinausschauen.
- Die Abrollzone
Ein guter Lauflernschuh oder auch Barfußschuh hat eine ausreichend große Zehenbox. Die Zehenbox meint den Raum zwischen der längsten Zeh (Achtung: Nicht immer ist das die “große” Zeh!) und dem vorderen Ende des Schuhs.
Dieser Bereich sollte 12mm nicht unterschreiten. In unserer Schablone – diese findest du weiter unten im Beitrag – ist das der dunkelgraue Bereich. Die Zehen brauchen Platz zum abrollen, weshalb dieser Bereich auch Abrollzone genannt wird. Gequetschte Zehen oder Zehen, die ständig vorne anstoßen, können Fehlstellungen zur Folge haben.
- Die Mitwachszone
Kinderfüße wachsen manchmal eine Weile gar nicht, dann wieder explosionsartig. Kalkulierst du ein wenig zusätzlich Raum zum Wachsen bei der Wahl der Schuhgröße mit ein, hat dein Kinder länger etwas von seinem Schuh.
Die Mitwachszone kann von 2-5mm (zusätzlich zur Abrollzone) betragen. Insgesamt sollten jedoch 17mm Luft im Zehenraum nicht überschritten werden.
Wie entscheide ich, wieviel Zugabe aus der Mitwachszone sinnvoll ist? Du kennst dein Kind. Wenn es noch sehr holprig und unsicher auf beiden Beinen steht, sei sparsam mit der Mitwachs-Zugabe oder bleib erst einmal bei den 12mm Abrollzone. Läuft dein Kleinkind schon sehr sicher, sind ein paar Millimeter Mitwachs-Zugabe durchaus ok.
- Luft an den Seiten?
Auf unserer Passformhilfe haben wir keine Seitenlinien eingezeichnet. Denn zu viele Linien können auch verwirren. Empfohlen werden 1-2mm Luft an den jeweiligen Fußseiten.
Messen ist hier nicht notwendig. Achte einfach darauf, dass der Fuß locker in den Schuh schlüpft und bei Tragen nichts einengt.
Passt die Schuhform und ist ausreichend – aber auch nicht zu viel – Platz nach allen Seiten, müsste der Schuh doch eigentlich perfekt passen, richtig? Hier muss ich dich enttäuschen. Häufiger Engpass bei Kleinkindern ist nicht so sehr die Form der Sohle als der Spann des Kinderfußes.
Hoher oder niedriger Spann: das solltest du über den Fußrücken wissen!
Der Spann bzw. Fußrücken verläuft vom eingezeichneten Pfeil bis zum Zehenansatz
Erkennst du die kleine Erhebung auf dem Fuß. Diesen niedlichen Hügel, der auf Höhe des Fußknöchels beginnt und Richtung Zehen leicht abfällt? Das ist der Fußspann, auch Rist oder Fußrücken genannt.
Der Spann ist der Fußrücken und damit das exakte Gegenstück zur Fußsohle. Dabei unterscheidet man grob zwischen niedrigem, mittlerem und hohem Spann. Die Crux beim Schuhkauf ist es, dass der Spann bequem in den Schuh schlüpfen kann. Bei einem niedrigen Fußrücken ist dies meist kein Engpass. Ein hoher Spann bedeutet zusätzliches “Fußvolumen”. Ein passender Schuh muss ausreichend Platz für dieses Extra-Volumen bieten.
Kaum jemand, der bisher selbst problemlos in jeden Schuh passte, machte sich schon einmal Gedanken über den Spann.
Und so machen viele Eltern beim Schuhkauf den Fehler, einfach größere Schuhe zu kaufen, bei denen das Kind nicht darüber klagt, dass sie zu eng seien. Anstatt einen “zu” großen Schuh zu kaufen, sollte bei der Schuhwahl viel mehr nach einem “tiefen” Schuh Ausschau gehalten werden, in dem ein hoher Spann ausreichend Platz findet.
Oder aber du wählst großzügig geschnittene Schuhe mit Schnürsenkeln. Denn darüber lässt sich der Schuh dem Spann häufig recht gut anpassen.
Ein zu großer Schuh, der einen hohen Spann kompensieren soll, sorgt für Instabilität und wird schnell zur Stolperfalle für deinen kleinen Laufanfänger. Hattest du selbst schon einmal einen Schuh an, der viel zu groß war? Dann kennst du das wackelige Gefühl, das damit verbunden ist.
Vegane Barfußschuhe für niedrigen bis mittleren Spann
Lange war ich selbst vergeblich auf der Suche nach bequemen, nachhaltigen, vor allem aber veganen Barfußschuhen für meine Kinder. Am liebsten wären mir Lauflernschuhe gewesen, die bei kaltem Boden drinnen, aber auch an warmen Tagen draußen genutzt werden könnten.
Dann kam Corona und wir mussten als Socialbusiness mit Schwerpunkt Peru ein zusätzliches Produktionsland hinzuziehen, für den Fall, dass der wirtschaftliche Stillstand, wie er in Peru vorherrschte, noch sehr lange andauern würde.
Und so entschieden wir uns für die Entwicklung unserer ersten eigenen, veganen Barfußschuhe mit einem erfahrenen Produzenten in Portugal. Als Material verwendeten wir ganz herrliche, besondere nachhaltige und doch auch bequeme Materialien (Pima Baumwolle, Upcycling Marine Plastic “Seaqual“, Recycling Baumwolle und Naturkautschuk).
Unsere Barfußschuhe, wie ihr sie aktuell im Onlineshop findet haben eine weite, bequeme Passform sowie eine fußfreundliche Zehenbox. Die leicht zu öffnende Lasche, die zum Faultier-Gesicht hinführt, ermöglicht ein einfaches Hineinschlüpfen … bei niedrigem und mittlerem Spann.
Du glaubst, dass der Spann deines Laufanfänger zu hoch ist? Wir haben sowohl für die Passform als auch für den Spann eine Messhilfe entwickelt. Damit testest du ganz einfach, ob der kleine Fuß in unsere Schuh passt.
Wenn du dazu Fragen hast, melde dich gerne bei mir! Im Folgenden erkläre ich dir unsere Messhilfe.
Praktische Messhilfe für Fußform und Spann
Zunächst einmal: Wir habe für jede unserer Schuhgrößen (18/19, 20/21, 22/23) ein separates PDF erstellt, dass du bitte im DIN A4 Format (100%, ohne Rand) ausdruckst. Von Vorteil (aber kein Muss!) ist etwas festeres Papier, denn dann wird die Banderole für die Spannmessung stabiler.
Ganz unten auf der Messhilfe findest du eine 1 Euro Münze abgebildet. Leg eine echte Münze darauf und prüfe so , ob du im korrekten Format gedruckt hast.
Ich empfehle dir, zunächst die Passform der Sohle zu testen. Passt der Kinderfuß nicht bequem in die Schablone, brauchst du dich mit dem Spann nicht weiter zu beschäftigen. Hast du ein gutes Gefühl bei der Sohle, dann erst widme dich dem Fußrücken deines Kindes.
Die Passformhilfe
Wichtig! Miss die Füße deines Kindes am besten nachmittags oder abends. Denn morgens nach dem Schlafen sind unsere Füße immer etwas kleiner. Wichtig auch! Miss immer beide Füße, den selten sind diese exakt gleich groß.
Stell beide Füße entspannt auf die Passformhilfe. Rund um den Fuß herum sollten zumindest 1-2mm Luft sein und der Fuß darf keinesfalls die Umrisse der Schablone überschreiten.
Der Schuh passt genau, wenn die größte Zeh an die Linie grenzt, die die Mitwachszone von der Abrollzone trennt. Läuft dein Kind schon sicher und du möchtest, dass der Schuh noch ein kleines Weilchen mitwächst, dann zeigt dir die Mitwachszone, wieviel Zuwachs zu nutzen kannst. Achtung! Keinesfalls sollte die größte Zeh unterhalb der Mitwachslinie sein, denn dann ist der Schuh zu groß.
Die Messhilfe für den Spann
Der kleine Fuß deines Kindes passt bequem in die Passformschablone? Dann teste nun noch, ob der Spann es erlaubt, dass der Fuß bequem in den vorderen Teil des Schuhs schlüpfen kann.
Schneide dazu den Streifen “Messhilfe Spann” aus und forme eine Banderole daraus. Der geschwungene Pfeil zeigt dir die Richtung.
Nimm die Banderole in beide Hände (Printseite blickt zu dir) und biegen das rechte Ende (B: gepunktet) in einem Bogen nach hinten, Richtung linkes Ende (A: gestreift). Die B-Seite überdeckt die A-Seite, wenn du beide Enden verbindest. Die schwarze Spitze blickt aus der Banderole. Nun kannst du die beiden Enden mithilfe eines Klebebandes fixieren.
Leg nun die Banderole so über die Zehen deines Kindes, dass die schwarze Spitze Richtung Ferse zeigt. Lässt sich die Banderole über die Zehen ziehen?
Wenn du mit der Banderole nicht über die Zehen kommst, dann ist der Spann zu hoch für unsere Barfußschuhe. Schließt die Banderole mit dem Zehenansatz ab, dürfte der Schuh passen.
Verständlich erklärt? Es war wahrlich nicht einfach, diese Messhilfe zu erstellen. Daher: wenn du damit nicht zurecht kommen solltest oder trotzdem noch unsicher bist, schreib mir jederzeit gerne. Ich bin dafür da zu helfen!
Unsere Messhilfen zum Download
