Coming Home: endlich darf mein Frühchen nach Hause

Nach vielen Wochen auf der Neonatologie darf dein Frühchen nach Hause. Die Zeitrechnung scheint nun nochmal von neu zu beginnen. So bereitest du die Heimreise vor!

Inhaltsverzeichnis

Großes Aufatmen: Adiós Frühchenstation!

Wenn ein Frühchen nach Hause darf ist die Freude groß

Endlich Zuhause: wenn dein Frühchen die Klinik verlassen darf

Überraschend bist du viel zu früh zur Welt gekommen! Anstatt es uns direkt in den eigenen vier Wänden gemütlich zu machen, bin ich kurzerhand zu dir auf die Frühchenstation gezogen. Ganz liebevoll werden wir umsorgt und doch schwingt stets ein wenig Wehmut, Angst und Sorge mit.

Wie freuen wir uns, dich nun endlich mit nach Hause nehmen zu dürfen!

Ab wann dürfen Frühchen nach Hause?

Ab wann dürfen Frühchen nach Hause

Es wird ganz individuell entschieden, wann ein Frühchen nach Hause darf

Wann dürfen Frühchen, die vor der 38. SSW geboren wurden, nach Hause? Reicht es, wenn mein Frühgeborenes selbst atmen, seine Körpertemperatur halten und ausreichend trinken kann? Oder gibt es Richtlinien, die z.B. besagen, dass eine Entlassung frühestens in SSW 37 möglich ist?

Bei uns hat das der Oberarzt entschieden, mit Blick auf die Entwicklung unseres Frühchens. Ziel war es bei uns, dass unser Mädchen ein Gewicht von 2,5kg erreicht und ein selbstständiges Atmen möglich ist. Auch eine Nahrungsaufnahme ohne Sonde wurde vorausgesetzt. – Frühchen-Mama Anja

Wir mussten SSW 36+0 erreichen. Ein Mindestgewicht für die Entlassung gab es nicht. Aber klar, auch unser Sohn musste selbstständig atmen, seine Temperatur regulieren und eigenständig trinken bzw. essen können. Und es durfte zu keinen Abfällen mehr kommen. – Frühchen-Mama Elena

Bei uns gingen Eltern, die sehr souverän mit der Situation umgingen, teils früher mit Sauerstoff und Magensonde heim. Aber auch das entscheiden natürlich die Ärzte. – Frühchen-Papa Tim

Diese Antworten auf die Frage, wann ein Frühchen nach Hause darf, habe ich verschiedenen Foren für Frühcheneltern entnommen. Den Wortlaut und die Namen habe ich ein klein wenig geändert, um die Anonymität der betroffenen Eltern sicherzustellen.

Anhand dieser drei Erfahrungswerte siehst du sehr gut, dass der Zeitpunkt der Entlassung individuell sehr unterschiedlich sein kann. Jede Neonatologie legt eigene Parameter fest und die Entwicklung jedes einzelnen Frühgeborenen ist einzigartig.

Hinzu kommt der Umgang der Eltern mit der Situation. Wieviel traut ihr euch als Frühchen-Eltern schon zu? Wieviel Hilfe benötigt ihr noch, bevor ihr euer Baby zuhause entspannt versorgen könnt?

Sehen wir uns die wichtigsten Parameter für eine Klinikentlassung etwas genauer an.

Medizinische Voraussetzungen für die Heimreise mit deinem Frühchen

Nicht für jedes frühgeborene Baby gelten dieselben Voraussetzungen. Wann du dein Frühchen nach Hause nehmen darfst, wird individuell, unter Absprache mit dem Oberarzt, entschieden. Schließlich entwickelt sich kein Baby wie das andere. Manche haben größere, andere kleinere Startschwierigkeiten.

Letztlich entscheiden der Allgemeinzustand deines Babys, sein Gewicht und seine allgemeine „Reife“ über eine mögliche Heimreise.

Der Reifezustand deines Babys wir anhand folgender Merkmale festgestellt:

  • Wärmregulation: Kann dein Frühgeborenes seine Körpertemperatur auch ohne Wärmebett halten?
  • Atmung: Atmet dein Baby selbstständig, ganz ohne Atemhilfe?
  • Nahrungsaufnahme: Trinkt es ausreichend über die Flasche oder die Brust?
  • Blutwerte: Sind die Blutwerte stabil?
  • Infusionen: Können Medikamente auch ohne Infusion verabreicht werden?

Mit Magensonde nach Hause

Der Allgemeinzustand deines Frühchens ist gut, nur das mit dem Trinken funktioniert noch nicht ganz so, wie es sollte? In diesem Fall kann es sein, dass dein Frühchen mit einer Magensonde nach Hause gehen darf.

Mein kleiner Sohn kam in SSW 25 zur Welt. Nach 16 Wochen auf der Neonatologie wurden wir mit Magensonde entlassen. Die Ärzte hatten uns eine Tagesmenge von 500 ml empfohlen. Wir haben uns beim Füttern viel Zeit gelassen. Immer dann, wenn wir die 500 ml nicht erreichten, sondierten wir den Rest auf. Bald schon brauchten wir die Sonde nicht mehr. – Mama Thea

Thea und ihr kleiner Sohn durften in SSW 41 endlich nach Hause. Da eine selbstständige Nahrungsaufnahme noch nicht ganz ohne Unterstützung funktionierte, wurde Thea in der Handhabung einer liegenden Magensonde geschult. Sie und ihr Mann nutzten die Sonde solange, wie es ihr Baby brauchte.

Übrigens steht den meisten Familien bei der Nachsorge zuhause eine Kinderkrankenpflegeperson („family nurse“) oder eine ähnlich qualifizierte Unterstützung zur Seite. Alleine wirst du nicht gelassen!

Nach Hause mit Atemunterstützung

Auch kann es sein, dass ihr die Heimreise antreten dürft, wenn eine selbstständige Atmung noch nicht dauerhaft möglich ist.

Unser Sohn erblickte ganz überraschend in SSW 24 das Licht der Welt. Nach der Entlassung brauchte er tagsüber noch 4 Monate Sauerstoff, nachts sogar bis er etwa 2 Jahre alt war. – Frühchen-Mama Selina

Häufig sind es Frühchen mit Lungenerkrankungen wie Bronchopulmonale Dysplasie (BPD) oder dem Atmennotsyndrom, die Zuhause noch eine Atmenunterstützung benötigen.

Ein Heimmonitor gibt Sicherheit

Wir wurden damals mit Monitor, Sauerstoff und Magensonde entlassen. Der Monitor gab uns ein sicheres Gefühl. Denn über ein Piepsen wurden wir alarmiert, wenn etwas bei unserem Frühchen nicht stimmt. Die Ärzte in der Monitorsprechstunde waren zeitgleich bestens über unser Baby informiert und konnten alle Aufzeichnungen genau auslesen. – Familie Schwerl

Manchmal wirst du mit einem Heimmonitor die Geburtsklinik verlassen. Der Monitor schlägt Alarm, wenn Werte abfallen. Er gibt dir Sicherheit, indem er dein Baby stets gut im Blick hat.

Wichtig ist es hier, auf das Klinikpersonal zu vertrauen. Ich weiß, du sehnst den Tag der Entlassung, also den Moment, in dem dein Frühchen nach Hause darf, mehr herbei als alles andere. Doch deine Geduld wird dir und deinem Baby gewiss zu Gute kommen, denn je stabiler und selbstständiger dein Baby die Geburtsklinik verlässt, desto leichter werdet ihr im Anschluss in ein harmonisches Familienleben starten können.

Freu dich über die kleinen Schritte! Zuhause kann warten.

Seid ihr als Eltern bereit für die Heimreise?

Coming Home: endlich darf mein Frühchen nach Hause

Ist dein Frühchen soweit stabil, dass ihr das Okay der Ärzte für eine Entlassung bekommt, habt ihr bereits einen großen Meilenstein geschafft. Endlich durchatmen! Endlich darf dein Frühchen nach Hause. Endlich darfst du dein Baby in das Bettchen legen, das so lange leer stand und dessen Leere dich tagtäglich mit Sorge und Angst erfüllt hatte.

Nur bist du schon bereit dafür, dein kleines, zartes Baby alleine zu versorgen? Fühlst du dich gut vorbereitet? Im Folgenden möchte ich dir deine größten Ängste nehmen, indem ich dich ein wenig vertraut mache, mit den Herausforderungen, die ein frühgeborenes Baby mit sich bringen kann.

Was ist besonders bei der Betreuung von Frühgeborenen?

Reife Frühgeborene und Neugeborene, die um den ET geboren werden, haben sehr viel gemeinsam. Die Grundbedürfnisse unterscheiden sich dabei kaum. Wie alle Babys brauchen sie viel Schlaf, sie müssen ernährt und natürlich geliebt werden.

Die Bedürfnisse von Frühchen sind ausgeprägter, denn sie starten unreif ins Leben! Die Neonatologie wird aus medizinischer Sicht alles tun, um die notwendigen Reifungsprozesse bestmöglich zu unterstützen. Zum Entlassungstermin sollte dein Baby soweit stabil sein, dass du die Pflege übernehmen kannst. Die notwendigen Hilfsmittel für die Versorgung, wirst du mit nach Hause bekommen.

Doch welche Bereiche können sich bei der Versorgung eines Frühchens zuhause kniffeliger gestalten:

  • Ernährung
  • Schlaf
  • Reizverarbeitung
  • Spezielle Bedürfnisse, die Monitor, Atemhilfe und/oder Physiotherapie notwendig machen
  • Interaktion
  • Nachsorge

Eure Hebamme oder Family Nurse wird euch helfen, wenn du Fragen zur Ernährung oder zum Schlaf hast. Solange Monitor, Sonde oder Atemhilfe notwendig sind, wirst du in regem Austausch mit medizinischem Personal stehen. Vertraue hier auf externe Hilfen!

Und doch gibt es einiges, das du selbst tun kannst, um deinem Frühchen eine möglichst entspannte Heimreise sowie ein ruhiges Ankommen zu bereiten. Lies weiter!

Coming Home: Checkliste für die Heimreise

Auf der Neonatologie wird dein Baby mit allem versorgt, was es für die ersten Wochen benötigt. Du brauchst dich weder um Windeln noch um Kleidung kümmern; es sei denn, du möchtest selbst etwas zur Erstausstattung deines Frühgeborenen auf Station beitragen.

Wenige Tage vor der vom Oberarzt angekündigten Heimreise wird dir gewiss deine Geburtstasche wieder einfallen. Darin hattest du bereits alles auf den Tag der “erwarteten” Geburt vorbereitet. Erstlingskleidung in Größe 50/56, Windeln Gr. 1 und ein selbst gestricktes Mützchen. 

Nur wie hättest du ahnen können, dass dein Baby zu früh zur Welt kommen würde? Viel zu groß erscheint dir die liebevoll ausgewählte Erstausstattung nun. 

Bleib entspannt und freu dich darauf, noch einmal für dein Baby einkaufen gehen zu dürfen. Denn nun endlich kommst du als Mama oder Papa wieder zum Zug; ganz ohne Zutun des Klinikpersonals. 

Checkliste für Frühchen

Hier nun eine kleine Einkaufsliste, mit deren Hilfe du die Geburtstasche um all das ergänzen kannst, was für dein Frühchen noch fehlt:

Frühchen-Windeln erhältst du meist nur online oder in der Apotheke. Viele Frühchen-Eltern nutzen jedoch direkt Windelgröße 1. Diese findest du in den meisten Drogeriemärkten. Manche Krankenkassen übernehmen die Kosten für Frühchen-Windeln, wenn ein ärztliches Rezept vorliegt. Da dies eine Kulanzleistung der Kasse ist, frag am besten direkt einmal nach.

Du möchtest Stoffwindeln nutzen? Dann lass dich am besten von deiner Hebamme beraten oder wende dich direkt an eine Stoffwindelberaterin.

Am besten nutzt du auch zuhause erstmal das Fläschchen, das dein Baby von der Frühchenstation kennt. Alternativ empfiehlt es sich, eine neues Fläschchen zunächst noch mit in die Klinik zu nehmen und dort zu testen, ob dein Baby damit zurecht kommt. 

Selbst wenn dein Baby die letzten Wochen auf der Neonatologie gut an Gewicht und Größe aufgeholt hat, für Kleidergröße 50/56 ist es höchstwahrscheinlich doch noch viel zu klein. Gut passende Frühchenkleidung hält den Körper schön warm und sorgt zudem dafür, dass die Brust nicht freiliegt.

Zu viel Gekrempel ist auch nicht angenehm, da dadurch häufig Druckstellen verursacht werden. Und klar, die ersten Fotos zuhause sehen natürlich besonders süß aus, wenn dein Frühchen in Body und Strampler nicht komplett verschwindet.

Achte also beim Kauf auf die richtige Größe und natürlich auf eine gut Bio-Qualität. Schließlich muss vermieden werden, dass über die noch sehr durchlässige Babyhaut Schadstoffe in den Körper gelangen.

Diese Kleidung sollte in keiner Frühchen-Erstausstattung fehlen:

  • Langarm-Wickelbodys 
  • Wickelshirts oder Jäckchen
  • Strampelhose 
  • Strampler 
  • Baumwollmütze
  • warme Söckchen

Ausstattung ab Gr. 50/56 wartet womöglich bereits zuhause auf euch. Mit 2-3 zusätzlichen Wickelbodys und Hosen in Gr. 44 oder 50 solltest du für den Anfang bestens gerüstet sein. 

Unsere Maya kam nach 7 Wochen mit 2250g nach Hause. Bei ihrer Geburt wog sie 1245g (30+2). In der Klinik trug sie erst Größe 40, zuletzt dann 44. Wir hatten 2 Bodys und 2 Strampler in 44 gekauft. Alles andere in 50. Zugegeben, das war anfangs etwas groß, aber das ist ja nicht sooo schlimm! – Frühchen-Mama Anja

Als sehr praktisch erwiesen haben sich übrigens Kleidungsstücke, die noch eine Weile mit deinem Baby mitwachsen. Dazu zählen Hosen mit breiten Bauchbund und offenen Füßchen; gerne mit Umschlagbündchen, die optional über die Füße gestülpt werden können. Praktisch sind auch Wickelbodys mit Mitwachsleiste im Schritt sowie dünne Shirts/Hemden, die sich gut umkrempeln lassen.

Frühgeborene kühlen sehr schnell aus. Daher ist es wichtig, dass du dein Baby immer wohlig warm einpackst. Strampelsäcke schaffen genug Bewegungsfreiraum und spenden zugleich Wärme.

Ist dein Baby sehr unruhig oder kannst du es einmal nicht bei dir tragen, wenn es gerade Nähe und “Enge” braucht, dann bietet Pucken eine sehr schöne Alternative. Ideal zum Pucken ist eine weiche Baumwolldecke mit den Maßen 80x80cm.

Lass dir noch auf Station oder später von deiner Hebamme zeigen, wie du dein Frühchen richtig einpuckst.

Um das Risiko von Dekubitus zu reduzieren, werden Frühchen auf der Neonatologie, aber auch noch auf der Mutter-Kind-Station in regelmäßigen Abständen gedreht. Da der Hinterkopf eines Frühgeborenen noch sehr instabil ist, wird die Rückenlage vermieden. Alternativ wird eine Lagerungshilfe unter das Köpfchen gelegt, die dafür sorgt, dass das Köpfchen wenige Millimeter über der Unterlage “schwebt”.

In Seitenlage wird das Baby mithilfe von Nestchen oder eingerollten Tüchern so gestützt, dass es davon sicher eingeschlossen wird. Lass dir zeigen, wie du Mulltücher oder weiche Decken zuhause geschickt um dein Baby trapierst. Sicherlich bekommst du dann auch direkt Produkte empfohlen, die dir bei der Lagerung deines Babys besonders gut helfen.

Apropos, die schönste und gesündeste Form, dein Baby “abzulegen” ist das Tragen Skin-to-Skin an deiner Brust!

Das “Tragen” beginnt bereits im Klinikum; und das idealerweise so früh wie möglich. Känguruhen hat sich dabei als gängige und sehr bewährte Therapieform für Frühgeborene etabliert.

Känguruhen (alt. Kängurun, Kangarooing, Kangaroo Mother Care, Skin-to-Skin contact) = Das Kind wird dabei für mehrere Stunden nur mit einer Windel bekleidet auf die nackte Brust von Mutter oder Vater gelegt, wo es die Körperwärme genießen und den ihm aus dem Mutterleib vertrauten Herzschlag hören kann. – Neo(t)räume

Da direkte Körpernähe und das Tragen allgemein das Bonding (die Eltern-Kind-Beziehung) stärkt und darüber hinaus die Entwicklung des Frühchens nachweislich positiv beeinflusst, empfiehlt es sich, das Känguruhen über den Klinikaufenthalt hinaus fortzuführen.

Ausgebildete Trageberater:innen begleiten dich in der Anfangszeit. Vielleicht hast du sogar bereits auf der Neonatologie eine Trageberaterin kennengelernt, die Erfahrung in der Frühchen-Nachsorge aufweist. Lass dir von ihr zeigen, welche Tragehilfen für die erste Zeit zuhause geeignet sind.

Tapetenwechsel: Start in eine neue Welt für Eltern und Baby

Wenn dein Frühchen nach Hause kommt

Viel zu lange schon steht dein Bettchen leer: endlich darfst du nach Hause, mein kleiner Liebling!

Einige Wochen sind vergangen, seit dein Baby vorschnell die Geborgenheit spendende Gebärmutter verlassen musste. Von der Wärme und wohltuenden Dunkelheit geht es in eine „kühle“, helle Außenwelt. Der Start ist holprig, steril und ungemütlich; trotz aller Bemühungen des Pflegepersonals auf der Frühchenstation.

Du sehnst den Moment herbei, an dem dein Frühchen nach Hause darf, an dem du dein Baby entspannt auf der heimischen Couch in den Armen wiegen kannst. Du möchtest ihm den liebevoll ausgewählten Spielebogen zeigen, der schon so lange wartet. Im Bettchen wartet ein ➽ kuscheliger Zauberer, das Willkommensgeschenk der stolzen Oma. Dein Baby soll mit allen Sinnen den Duft und die Wärme seines künftigen Zuhauses wahrnehmen dürfen.

Doch oh je, kaum seid ihr Zuhause eingetroffen, scheint die Welt Kopf zu stehen. Dein Baby ist unruhig, findet nicht in den Schlaf, lässt sich nur mit Mühe füttern und die vielen Liebkosungen scheinen es zu irritieren.

Keine Sorge! Du hast nichts falsch gemacht. Und ich hoffe, das Klinikpersonal hat dich auf diese „unerwartete“ Situation gut vorbereitet.

Reset: Jetzt braucht ihr Zeit und ganz viel Ruhe

Zum zweiten Mal nun startet dein Baby in eine neue, ganz fremde Welt. Seine gesamte Umwelt, die Reize, die auf es einströmen, sind fremd. Das sorgt für Desorientierung und Unsicherheit.

Gebt euch Zeit, beschnuppert euch nochmal ganz neu. Versuch dich ein wenig in dein winziges Baby hineinzuversetzen. Zeige Verständnis, anstatt an deiner Fähigkeit als Mutter oder Vater zu zweifeln. Wochenlange Intensivbetreuung im Klinikum muss erst einmal verarbeitet und auch ein Stück weit hinter sich gelassen werden. Auch für euch als Eltern wird dies anfangs gewiss nicht einfach sein.

Mein Sohn Emil kam 16 Wochen zu früh, wurde nach 15 Wochen aus dem Krankenhaus entlassen. Es ging ihm damals wirklich gut und unser Leben wurde um einiges ruhiger und entspannter. Nur bei mir begann plötzlich das heulende Elend. Die ganze Anspannung, die enorme Belastung und vor allem die Angst der letzten Wochen fiel von mir ab. Ich habe in der Zeit viel mit anderen betroffenen Eltern gesprochen über die Zeit im und nach dem Krankenhaus. Das hat mir geholfen. Und irgendwann war er vorbei der Baby Blues. – Frühchen-Mama Karina

Aber ihr schafft das, wie all die anderen Frühcheneltern da draußen! Und wenn nicht, wenn du von einem Baby Blues eingeholt wirst, dann hol dir Hilfe. Ich verlinke dir unterhalb dieses Beitrags ein paar wertvolle Anlaufstellen.

Die ersten Stunden und Tage zuhause

Endlich zuhause, endlich eine vertraute Umgebung! Aber Halt, für dich mag alles vertraut sein, nicht aber für dein Frühchen.

Was dein Baby bisher kennenlernen durfte, waren die Geräusche, die Lichtverhältnisse und die Gerüche der Neonatologie. Das einzige, das auch jetzt noch an die ersten Lebenswochen anknüpft, das bist du. Es ist dein Geruch, dein Duft, deine Wärme und Liebe, die ihm aktuell Halt gibt. Genau deshalb ist das eben erwähnte Tragen bzw. Känguruhen auch in den ersten Stunden und Tagen zuhause besonders wichtig.

Mach dir außerdem immer wieder bewusst, dass die Frühchen-Intensivstation bisher “Zuhause” für dein Baby bedeutete. Dies hilft dir dabei, die Rahmenbedingungen in der Übergangszeit ein klein wenig an die Bedürfnisse deines Babys anzupassen.

Diese Tipps unterstützen ein entspanntes Ankommen:

  • Reduziere Besuche und Aktivitäten auf ein Minimum
  • Stelle ein klein wenig die Klinik-Atmosphäre nach (lass nachts ein schwaches Licht brennen, vielleicht sogar leise einen Radio laufen)
  • Taste dich an Routinen (Baden, Essen, Spielen) ganz behutsam heran und achte auf Zeichen der Überforderung (Wegschauen, Schläfrigkeit, Weinen)
  • Weint dein Baby viel, reduziere äußere Reize (Licht, Geräusche) weitestgehend, biete einen Schnuller an und nicht zuletzt trage deine Baby, känguruhe es, schenke ihm Nähe und Wärme, lass es deinen Herzschlag spüren …

Diese erste, magische Zeit in den eigenen vier Wänden wird Momente des vollkommenen Glücks, aber auch der Verzweiflung für euch bereithalten. Das ist völlig normal. Sei einfach dankbar dafür, dass ihr diesen Weg gemeinsam gehen dürft, hab Verständnis für deine Gefühle und für die Gefühle deines Babys.

Was ihr aktuell durchlebt ist die wohl intensivste Zeit des Beschnupperns und Kennenlernens. Es ist ein Geschenk des Lebens, an dem ihr reifen werdet, Minute für Minute, Tag für Tag.

So kostbar: Hilfe annehmen

Und keine Sorge, auch wenn du dich in manchen Momenten mutterseelenallein fühlst, alleine bist du nicht! Es gibt neben Familie und Freunden so viele Anlaufstellen, die tagtäglich nichts anderes tun, als Frühcheneltern zur Seite zu stehen. Scheu dich bitte nicht davor, Hilfe einzufordern.

Irgendwie ist das Elternsein doch nichts anderes als ein Studium. Es gibt tausendfach Ratgeber, “Lehrmeister” und Strategien. Wie jeder andere Student müssen wir erst noch lernen, wie wir die Herausforderungen des Elternseins managen.

Sehr hilfreich kann es da sein in den Austausch mit Menschen zu treten, die ähnliche Wege gegangen sind. Dafür gibt es Frühcheninitiativen. Über Frühchen-Foren kannst du jederzeit von zuhause aus in Kontakt mit Eltern von Frühgeborenen treten. Es gibt Hotlines, über die du kompetent zu all deinen Fragen und Sorgen beraten wirst.

Ich hoffe, dass ich dir mit diesem Beitrag ein wenig Zuversicht und Vertrauen, in das was kommt, schenken konnte. Du schaffst das und alles wird ganz wundervoll werden!

Autor: Martina

Schwangerschaft, Baby, Alltag mit Baby. Überall liest man, wie anstrengend das Leben als Mama sein kann. Bei Chill n Feel hingegen geht es um Positive Vibes, um kleine Auszeiten, Chill-Momente, Wohlfühltipps und die dazu passenden Wohlfühlprodukte für die Kleinsten. Und die Autorin? Das bin ich: Martina, Gründerin von Chill n Feel, glückliche Mama von 3 kleinen Jungs und Träumerin von einer schönen Welt, in der jedes Lebewesen mit Respekt behandelt wird.

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