Neurodermitis im Winter: welche Hautpflege braucht mein Kind jetzt?

Neurodermitis im Winter: in der kalten Jahreszeit treten Schübe verstärkt auf. Warum ist das so und wie kannst du meinem Kind helfen?

Inhaltsverzeichnis

Neurodermitis und kalte Temperaturen: was passiert mit der Haut?

Neurodermitis im Winter: das hilft deinem Kind jetzt

Ekzeme, wie sie bei einer atopischen Dermatitis (Neurodermitis) auftreten, werden durch eine Störung der Hautschutzbarriere hervorgerufen. Dass die natürliche Schutzbarriere gestört ist, zeigt sich allein schon daran, dass die Haut von betroffenen Babys und Kindern extrem trocken ist.

Diese Trockenheit wird ab Oktober oder November durch verschiedene Einflüsse noch verstärkt. Einmal sind es die frostigen Temperaturen und die geringe Luftfeuchtigkeit, die Neurodermitis im Winter zu einer besonders großen Herausforderung werden lässt.

Die niedrige Luftfeuchtigkeit führt dazu, dass unsere Haut mehr Feuchtigkeit verliert, als dies im Frühling, Sommer oder Herbst der Fall ist. Die Folge: die Haut trocknet aus.

Hinzu kommen Heizungsluft und der kontinuierliche Temperaturwechsel von Warm auf Kalt.

Dabei sind es nicht die Temperaturschwankungen an sich, sondern vielmehr, wie der Körper darauf reagiert. Schweiß ist ein fieser Trigger (Provokationsfaktor), der schneller auftritt als man denkt. Warm eingepackt sitzt du dein Kind ins Auto oder du lässt es im Schneeanzug, während du einen Großeinkauf im Supermarkt machst. 

Der Schweiß irritiert die hochsensible Haut und es kommt viel leichter zu Ekzemen. 

Im Winter braucht die Haut verstärkt Fette

Um zu verstehen, was der Haut fehlt und was eine erhöhte Trockenheit im Winter auslöst, sehen wir uns zunächst einmal den Aufbau der Hautschutzbarriere an. 

Einen entscheidenden Anteil daran, wie unsere Haut mit den kalten Temperaturen umgeht, hat nämlich die Lipidschicht als Teil der Schutzbarriere. 

Was versteht man unter Lipidschicht?

Lipidschicht meint die körpereigenen Fette der Haut. Vielleicht bist du schon einmal dem Begriff Ceramide begegnet. Dabei handelt es sich um Fette, die die Haut benötigt.

Hersteller von Pflegeprodukten werben mit Inhaltsstoffen, die die Hautbarriere schützen und den Altersprozess einbremsen sollen, indem sie den Ceramid Spiegel (“Lipidmoleküle”, “Fettstoffe”) erhöhen. 

Deshalb sind Ceramide für unsere Haut so wichtig:

  • sie speichern Feuchtigkeit
  • sie schützen vor schädlichen Umwelteinflüssen
Neurodermitis Kopfhaut und gestörte Hautschutzbarriere

Bildlich gesprochen sind Ceramide der Mörtel, der unsere Hautzellen zusammenhält. Und schon wären wir wieder bei dem wohl einfachsten Erklärmodell unserer Haut, der klassischen Ziegelmauer, gelandet. Du kennst die Grafik womöglich bereits aus einem meiner Ratgeberbeiträge. Da es jedoch sehr wichtig ist, zu verstehen, was bei einer Neurodermitis im Winter geschieht, möchte ich die Grafik hier nochmal aufgreifen.

Was du hier siehst, ähnelt einer Mauer, richtig? Dies nicht ohne Grund, schließlich ist unsere Haut in ihrer Grundstruktur einer Ziegelmauer recht ähnlich.

Da gibt es Ziegelsteine (“hier: Hautzellen”) und Mörtel (“hier: Lipide, Ceramide”). Ist die Mauer intakt, speichert sie die darunter befindliche Feuchtigkeit. Zugleich versperrt sie fiesen, entzündungsauslösenden Eindringlingen (Keime, Bakterien, Umweltschadstoffe) den Weg. 

Ceramide werden von unseren Körper auf ganz natürliche Weise produziert und sie befinden sich sowohl in der obersten Hautschicht, der Epidermis, als auch zwischen den Hautzellen. Apropos, neben Ceramiden gibt es noch weitere Fettstoffe (“Lipide”), die unsere Mauer sichern. Allerdings soll hierauf an dieser Stelle nicht weiter eingegangen werden. 

Mit dem Alter, durch negative Umwelteinflüsse oder bei Hautkrankheiten, wie atopischer Dermatitis oder Psoriasis, weißt die Mauer Schwachstellen auf. Die Produktion von Lipiden ist gestört.

Die Lipidschicht ist dünner und durchlässiger und die Mauer kann ihrern Hauptfunktionen, der Speicherung von Wasser und dem Schutz vor Eindringlingen, nicht mehr vollends gerecht werden. 

Als Folge trocknet die Haut aus und verliert an Elastizität. Falten sind darauf zurückzuführen. Bei Neurodermitikern kommt es zudem zu mechanischen Schäden. Die Haut schuppt und wird rissig.

Schädliche Umwelteinflüsse

Folgende Faktoren können sich negativ auf die Produktion körpereigener Lipide auswirken:

  • Klimatische Bedingungen: extreme Temperaturen, Temperaturschwankungen, niedrige Luftfeuchtigkeit
  • Häufiges Duschen oder Baden, zu heißes Wasser 
  • Ein Übermaß an Seifen, Reinigungsmitteln und Kosmetika
  • Bestimmte Medikamente

Ob Neurodermitis im Winter oder im Sommer, je besser es dir gelingt, dein Kind vor schädlichen Umwelteinflüssen zu schützen, desto wohler wird sich die Haut fühlen. 

Wie du mit Hilfe der richtigen Kleidung und ein klein wenig Technik Schwitzen effektiv reduzieren kannst, verrate ich dir etwas weiter unten im Beitrag.

Tipps für ein hautfreundliches Duschen und Baden findest du in unserem ➽ Gratis Neurodermitis Ratgeber.

An dieser Stelle möchte ich dir zeigen, wie eine wintertaugliche Pflege der sensiblen Neurodermitishaut aussehen kann.

Neurodermitisfreundliche Hautpflege

Wenn dein Kind an extrem trockener Haut oder an atopischer Dermatitis erkrankt ist, dann ist die richtige Feuchtigkeitspflege im Winter ganz besonders wichtig.

Wenn du bei deinem Kind im Sommer einmal täglich direkt nach der Dusche eine Feuchtigkeitslotion aufträgst, dann verlangt die Kinderhaut bei Neurodermitis im Winter womöglich 2-3 Mal am Tag eine zusätzliche Pflege, um nicht trocken und „brüchig“ zu werden. 

Denn genau das ist es, was einen Neurodermitis-Schub auslöst: brüchige Haut. Die extrem trockene Haut beginnt zu jucken und der Juck-Kratz-Kreislauf wird in Gang gesetzt.

Was heißt Juck-Kratz-Kreislauf?

Neurodermitis bei Babys und Kleinkindern Juck-Kratz-Kreislauf

Kinder mit Neurodermitis haben eine geschädigte Hautschutzbarriere. Darüber können Allergene und andere Irritationsfaktoren sehr viel einfacher in die Haut eindringen, als dies bei einer intakten Schutzbarriere der Fall ist. 

Gelangen Allergene über die Epidermis (Oberhaut) in die unteren Hautschichten, löst dies einen Juckreiz aus. Dein Kind beginnt intuitiv zu kratzen. Die betroffenen Hautareale entzünden sich, die Schutzbarriere ist noch stärker beeinträchtigt. Der Juckreiz wird stärker und so weiter und so fort.

Wie beugst du dem Juck-Kratz-Kreislauf vor?

Damit es gar nicht erst zu einem Neurodermitisschub kommt und dein Baby nicht in das Hamsterrad des quälenden Juck-Kratz-Kreislaufs gerät, ist eine gute Basispflege unerlässlich.

Mit verschiedenen, rückfettenden Hautcremes, die euch der Arzt empfehlen wird, sollten insbesondere all jene Hautpartien mehrmals täglich behandelt werden, die direkt der Kälte ausgesetzt sind. Und natürlich sämtliche Prädispositionsstellen. Damit gemeint sind die empfindlichen Stellen, auf denen sich schnell Ekzeme abzeichnen. 

Was leistet eine gute Neurodermitis-Hautpflege?

Pflegeprodukte, die speziell für atopische Haut entwickelt wurden, versorgen die trockene Haut mit Feuchtigkeit und Fett. Und sie führen der Haut Bestandteile zu, die der Hautbarriere fehlen. Dies sind in erster Linie Ceramide und das feuchtigkeitsspeichernde Eiweiß Filaggrin. 

Neurodermitis im Winter: die richtige Pflege für draußen

Um insbesondere die stark zu Ekzemen neigenden Hautstellen vor dem Auskühlen an frischer Luft zu schützen, sollte im Winter zu einer Hautpflege mit höherem Fettanteil gegriffen werden. 

Solange die Haut noch schubfrei, also frei von Entzündungen und Ekzemen ist, eignen sich rückfettende Produkte mit Urea (Harnstoff) gut.

Tipp! Weist die Haut deines Neurodermitis Kindes bereits nässende Ekzeme auf und juckt stark, dann wirkt ein kurzes Bad mit einem gerbstoffhaltigen Badezusatz, wie Weidenrindenextrakt, beruhigend und juckreizlindernd. 2-3 Mal die Woche ist dies durchaus empfehlenswert.

Neben einem guten Pflegeprodukt solltest du auf eine entsprechende Körperbedeckung achten. Mütze, Handschuhe und Schal schützen die Haut vor äußeren Reizfaktoren.

Aber Achtung! Wolle ist ein klassischer Provokationsfaktor. Wähle stattdessen Winteraccessoires aus Baumwolle. ODER schütze die Haut zunächst mit einer dünnen Schicht Baumwolle und zieh die Wollmütze oder den Schurwolloverall darüber.

Neurodermitis im Winter: welche Hautpflege braucht mein Kind jetzt?

Wolle auf direkter Haut triggert bei Neurodermitis; nutze daher als erste Schicht glatte Baumwollkleidung

Lotion, Creme oder Salbe, was braucht die Haut jetzt?

Sehr hilfreich um zu verstehen, wann die Haut deines Kindes welche Pflege braucht, ist das Phasen- bzw. Salbendreieck. Insbesondere bei Neurodermitis im Winter ist es wichtig, den Unterschied zwischen fetthaltigen und stark wasserbasierten Pflegeprodukten zu kennen.

Dr. Alice Martin erklärt das Salbendreieck sehr gut verständlich in unserer gemeinsamen Podcast-Folge zum Thema ➽ Atopische Dermatitis beim Baby verstehen und behandeln.

Lass es mich an dieser Stelle nochmal in eigenen Worte erklären. 

Salbendreieck Phasendreieck und die Hautpflege bei Neurodermitis im Winter

Salben- oder Phasendreieck

Der Unterschied zwischen Salbe, Creme und Lotion liegt im Anteil des vorhandenen Wassers. Bei einer Salbe überwiegt der Fettanteil, bei einer Creme ist das Verhältnis von Fett und Wasser ausgeglichen und in einer Lotion steckt mehr Wasser als Fett. 

Je nach aktuellem Hautzustand, entscheidest du, welche Pflege gerade notwendig ist.

Wann braucht die Haut welches Pflegeprodukt?

Grundsätzlich empfehlen Dermatologen geeignete Pflegeprodukte nach dem Grundsatz:

Fett auf Trocken und Feucht auf Feucht

Fett auf trocken und feucht auf feucht, was bedeutet das? Ganz einfach. Eine sehr trockene Haut benötigt Pflegeprodukte mit einem höheren Fettanteil, damit sich die Lipidschicht wieder aufbauen kann und so die Hautbarriere gestärkt wird.

Heilpraktikerin Ramona Wanninger empfiehlt zu Pflegeprodukten zu greifen, die neben einem hohen Lipidgehalt, Wirkstoffe wie Glycerin oder Urea (Harnstoff) beinhalten. Diese sorgen dafür, dass sich ein rückfettender Film auf die irritierte Haut legt.

Bei nässenden Ekzemen sollte eine Creme oder Lotion gewählt werden. Denn Feuchtigkeit entzieht Feuchtigkeit. Genau das möchte man in diesem Fall erreichen. 

Eine sehr fetthaltige Hautpflege macht allerdings dann selbst bei einem akuten Schub Sinn, wenn sie in Verbindung mit feuchten Umschlägen angewandt wird. Der große Vorteil einer Salbe bzw. Fettcreme gegenüber einer Creme oder Lotion ist nämlich, dass hier kaum Emulgatoren vorhanden sind. 

Was sind Emulgatoren?

Emulgatoren sind Stoffe, die Feuchtigkeit und Öle verbinden. Nur so kann eine Creme oder Lotion entstehen. 

Die Gefahr von Emulgatoren für die Haut ist, dass diese in die Haut eindringen und sich dort an die hauteigenen Lipide (Fette, die als Mörtel unserer Haut fungieren) legen. Sie lösen diese aus der Hautschutzbarriere und beim nächsten Waschen werden sie durch den Kontakt mit Wasser hinausgespült. 

Für die Neurodermitishaut bedeutet dies, dass die natürliche Lipidschicht noch weiter geschädigt wird. Hinzukommt, dass Emulgatoren häufig allergische Hautreaktionen hervorrufen. 

Geheimtipp: Apotheker-Mischungen

Stellt sich nun noch die Frage, welcher Hersteller die besten Pflegeprodukte bei Neurodermitis im Winter anbietet. Das Angebot ist enorm und nicht jedes Produkt in einer ansprechenden Verpackung, mit dem passenden Werbeslogan, hält was es verspricht. 

Hinzu kommt, dass Hersteller, die viel Geld in einen großen Marketingauftritt fließen lassen, auch dementsprechend hohe Preise haben. Da du in den seltensten Fällen auf Anhieb die richtige Pflege für die Haut deines Kindes finden wirst, investierst du womöglich in eine Unmenge an Cremes und Lotionen, die nach einer kurzen Testphase ungenutzt im Badschrank stehen.

Eine sehr sympathische Alternative, die kostengünstiger ist und zugleich durch kompetente Beratung begleitet wird, ist es, die Neurodermitis Creme für dein Baby in einer lokalen Apotheke frisch anmischen zu lassen.

Die meisten Apotheken – und auch diesen Tipp habe ich Ramona Wanninger zu verdanken – haben ihre hauseigenen Rezepte mit Inhaltsstoffen, die sich bei einem atopischen Hautbild bewährt haben. 

Frag doch einfach bei deiner Apotheke des Vertrauens nach!

Soforthilfe bei aufblühenden Ekzemen: Fett-feuchter Verband (oder Body)

Ein fett-feuchter Verband kühlt die Haut, ist fettspendend und wirkt damit juckreizlindernd. Ich zeige dir, wie du deinem Baby damit eine sofortige Linderung des Juckreizes verschaffst.

Was ist ein fett-feuchter Verband?

Bei einem fett-feuchten Verband sorgt das Zusammenspiel einer fettreichen Basiscreme bzw. Basissalbe und einem mit Wasser durchtränkten Verband für Linderung. Die extra trockene, irritierte Haut erhält darüber Feuchtigkeit und Fett zurück. Der Fettanteil unterstützt das Abheilen von Ekzemen und das Wasser kühlt die mitgenommene Haut, was wiederum den Juckreiz lindert.

Ab welchem Alter darf der wohltuende Verband angewandt werden?

Grundsätzlich darf er bereits bei Säuglingen angewandt werden. Bedenke hier aber, dass Babys, insbesondere in den ersten Lebensmonaten, schneller auskühlen als wir Erwachsene. Reduziere daher die Zeit, in der der Verband auf ein- und derselben Stelle ruht, indem du abwechselnd Rumpf, Arme und Beine behandelst.

Wann ist der richtige Zeitpunkt für einen fett-feuchten Verband?

Mit einem fett-feuchten Verband kannst du nicht viel falsch machen, vor allem dann nicht, wenn der Winter der Neurodermitis-Haut deines Kindes zu schaffen macht. Er darf jederzeit angewandt werden, ist aber vor allem dann wohltuend, wenn sich erste Ekzeme auf der Haut abzeichnen oder ein starker Juckreiz besteht.

Tipp: beobachte die Haut deines Kindes genau. Sobald die ersten Anzeichen für einen neuen Neurodermitis-Schub in Erscheinung treten, kann ein fett-feuchter Verband sinnvoll sein. Denn mit Glück tritt der Schub dadurch erst gar nicht auf.

Für welche Körperpartien eignet sich der hautberuhigende Verband?

Grundsätzlich eignet er sich für den ganzen Körper. Allerdings macht er bei kleinen, ständig aktiven Kindern, am meisten Sinn an den Armen, Beinen sowie am Rumpf.

Tipp: Damit der Verband auch dort bleibt, wo Linderung gewünscht ist, empfiehlt es sich lange, atmungsaktive Kleidungsstücke (z.B. aus kühlender Pima Baumwolle) darüberzuziehen. Weiterer Vorteil: so kann dein Kind bei akuten Schüben den feucht-fetten Verband einige Stunden auch im Kindergarten oder bei der Tagesmutter tragen.

Was brauche ich für den Verband?

Für einen fett-feuchten Verband brauchst du nicht viel:

  • Schlauchverband: diesen kannst du in der Apotheke kaufen (achte auf die Wahl der richtigen Größe!)
  • Fettreiche Basiscreme oder –salbe (auch diese bekommst du in der Apotheke)
  • Lauwarmes Wasser
  • Schere

Tipp: der Schlauchverband lässt sich problemlos in der Maschine waschen und kann so mehrmals verwendet werden.

Wie lege ich den Verband richtig an?

  1. Verband zuschneiden

Du möchtest einen Verband am Unterarm deines Kindes anlegen? Dann schneide den Verband 2x in der Länge des Unterarms zu. Ein Stück bleibt trocken, das andere machst du feucht.

  1. Fettreiche Basiscreme auftragen

Creme nun den Unterarm dick mit der Basiscreme ein.

  1. Feuchten Verband anlegen

Feuchte einen der beiden Verbände mit lauwarmen Wasser an und drücke ihn solange aus, bis eine leichte Restfeuchte verbleibt. Stülpe nun den Verband über den eingecremten Unterarm.

  1. Trockenen Verband anlegen

Stülpe nun den trockenen Verband über den feuchten. Damit schützt du den fett-feuchten Verband darunter und sorgst dafür, dass dein Kind nicht auskühlt.

Wie lange darf der Verband auf der Haut bleiben?

Belasse den Verband mindestens 1 Stunde, maximal 6-8 Stunden, auf der Haut. Im Anschluss solltest du – wenn noch notwendig – erneut Basiscreme auftragen und den Verband erneuern.

Achte darauf, dass der untere Verband immer leicht feucht bleibt. Vermutlich wirst du ihn nach etwa 3 Stunden kurz abnehmen müssen, um ihn wieder feucht zu machen. 

Was braucht die Haut im Anschluss?

Auch wenn der Verband der Haut Feuchtigkeit und Fett zurückgibt, solltest du sie dennoch mit einer Basispflege eincremen, sobald du den Verband abgenommen hast.

Der Verband bringt keine Linderung, was nun?

Wenn du nach 2-5 Tagen keinerlei Besserung des ekzem-eplagten Hautbildes feststellst, solltest du einen Arzt konsultieren.

Geheimtipp: fett-feuchter Body

Mit Heilpraktikerin Ramona (Praxis Sena) habe ich über ihre Erfahrungen mit feucht-feuchten Bodys oder Neurodermitisoveralls gesprochen. 

Fett-Feuchte Bodys eignen sich zu jeder Jahreszeit. Bei Neurodermitis im Winter wird einer zusätzlichen Austrocknung vorgebeugt. Im Sommer beruhigt ein fett-feuchtes Kleidungsstück die ekzemgeplagte Haut über Nacht.

Fett feuchter Verband oder Body bei Neurodermitis im Winter

Eine Wohltat für die Haut: fette-feuchte Kleidung

Besonders bei schweren Formen der Neurodermitis lässt sich die Behandlung mithilfe der richtigen Kleidung intensivieren. 

Creme dazu, ähnlich wie beim fett-feuchten Verband den Körper deines Babys mit der Therapiecreme (gut geeignet sind Mikrosilbercremes) dick ein. Ein guter Zeitpunkt ist direkt nach dem Baden. 

Feuchte den Schlafanzug (z.B. diesen Neurodermitis Schlafanzug) mit Wasser, Schwarztee oder Weidenrindentee gut an. Nutze dafür am besten eine saubere Sprühflasche. Ziehe ihn deinem Baby an.

In dem fett-feuchten Klima kann die Hautpflege ihre volle Wirkung entfalten. 

Noch ein Tipp: Manche Babys mögen das feuchte Schlafklima, andere fühlen sich darin eher unwohl. Teste den feuchten Body oder Strampler daher am besten erstmal tagsüber. Wenn du das Gefühl hast, dass diese Therapiemethode deinem Baby guttut, dann wende sie gerne auch nachts an.

Achte auf die Wasserqualität

Die Benutzung von Wasserenthärtern kann bei Kindern mit Neurodermitis Ekzeme verhindern. Dies ergaben aktuelle Untersuchungen von Wissenschaftlern der Nottingham-Universität. Bisher war bereits bekannt, dass das Auftreten von Neurodermitis in Regionen mit härterem Wasser im Vergleich zu Gebieten mit weichem Wasser um 50% zunimmt. – Gesundheitszentrum Giesing

Man konnte hier nicht final herausfinden, ob das Trinken des Wassers oder der Hautkontakt mit den Mineralien, die in nicht entkalktem Wasser vorhanden sind, das Hautbild verschlechterten. Nutze daher zur Sicherheit weiches, abgekochtes oder entkalktes Wasser für deine fett-feuchten Verbände oder zum Befeuchten der Babykleidung. 

Tipp: Alternativ kann kollodiales Silberwasser sehr hautberuhigend wirken. Einfach anstatt des normalen Wassers auf die Kleidung sprühen.

Neurodermitis im Winter und der Einfluss der Kleidung

Neurodermitische Haut reagiert hochempfindlich auf äußere Einflüsse. Dabei zählt die Kleidung zu den häufigsten Triggern (Provokationsfaktoren) für einen Neurodermitis-Schub. Denn neben der Hautpflege ist Kleidung der Stoff, der die Haut direkt berührt.

Eine „falsche“ Kleiderwahl kann das Hautbild deines Kindes stark verschlechtern. Mal ist es zu enge Kleidung, dann wieder reibende Nähte und Etiketten, die den Juckreiz, der so typisch für Neurodermitis ist, verstärken und einen intuitiven Kratzimpuls auslösen.

Neurodermitis im Winter ist meist ausgeprägter als im Sommer, weil wenig atmungsaktive Kleidung zu einem Hitzestau führt. Der kleine Körper beginnt zu schwitzen und die Haut reagiert mit Juckreiz.

Kommen schädliche Bakterien oder Keime mit ins Spiel, ist ein neuer Schub vorprogrammiert.

Atmungsaktive Kleidung: die Haut will atmen!

Wichtige Grundregel: wähle Kleidung, die mit der Haut deines Kindes atmet! Damit verhinderst du, dass dein Kind schwitzt. Zugleich schaltest du einen der häufigsten Provokationsfaktoren für einen Neurodermitis-Schub aus: Schweiß.

Besonders atmungsaktiv sind unbehandelte Naturfasern, atmungshemmend hingegen sind die meisten synthetischen Fasern.

Achtung! Auch nicht jede Naturfaser ist für Kinder mit atopischer Dermatitis geeignet.

Schlecht verträgliche Materialien

  • Synthetische Fasern wie Polyacryl, Polyamid, Elasthan
  • Wolle (tierische Wollfasern sind herrlich temperaturausgleichend, irritieren aber die Haut von Neurodermitikern)

Gut verträgliche Materialien

  • Baumwolle (Tipp: Pima Baumwolle wirkt juckreizlindernd)
  • Leinen
  • Seide
  • Lyocell
  • silberhaltige Textilien

Chemie, Nähte und Etiketten

Achte beim Kleiderkauf auf 4 wichtige Kriterien. Die häufigsten Trigger bei Neurodermitis sind:

  • störende Etiketten: Selbst wenn sich ein Etikett heraustrennen lässt, bleiben irritierende Fäden häufig. Wähle daher am besten Kleidung mit aufgedruckten Etiketten.
  • kratzende Nähte: Taste mit deinen Fingern die Nahtleisten in der Kleidung ab. Die Nähte sollten sehr weich und kaum spürbar sein. Kleidung mit störenden Nähte drehst du direkt auf links. Oder du entscheidest dich direkt für Kleidung mit Außennähten (z.B. diese hier).
  • enge Schnitte: Gute, wohltuende Kleidung ist weit im Schnitt. Stoffe, die zu eng an der Haut liegen, reiben und können Schwitzen verursachen.
  • unsichtbare Schadstoffe: Du siehst Pestizide und chemische Ausrüstungen, die während der Produktion zum Einsatz kommen, nicht. Aber die Neurodermitis-Haut deines Kindes wird sie spüren. Durch die poröse Hautbarriere dringen sie in den Körper ein und lösen im schlimmsten Fall Entzündungen aus. Achte daher auf zertifizierte Bio-Qualität.

Tipp: Wasche neu gekaufte Kleidung zur Sicherheit 1-2 Mal mit einem hypoallergenen Waschmittel. Oder entscheide dich für bereits vorgewaschene Neurodermitiskleidung.

Die richtige Anziehtechnik

Womöglich hattest du dir, bevor du Mama oder Papa geworden bist, noch nie Gedanken darüber gemacht, wie du deine Anziehtechnik im Winter optimieren könntest. Lange Unterwäsche, Schneeanzug darüber, Wollmütze und dicke Handschuhe, dazu gut gefütterte Schuh und ab ins Schneegestöber. Grundsätzlich super!

Nur ganz so einfach ist das bei Babys und Kindern mit hochsensibler Haut leider nicht. Denn wie oft hast du es selbst schon erlebt, dass du mit voller Ausrüstung in eine Skihütte eingekehrt bist und direkt zum Schwitzen angefangen hast. Genau das ist es, was so gefährlich für dein Kind ist: das Schwitzen!

Lange Unterwäsche, ja! Nur achte hier ganz besonders auf ein leichtes, atmungsaktives Material. Mit langer Unterwäsche aus Pima Baumwolle liegst du schon mal ganz richtig. Die seidenähnliche Baumwolle ist herrlich atmungsaktiv. Allerdings nur so lange, wie du auf die darüberliegenden Kleiderschichten achtest. 

Und genau hier liegt der Schlüssel zur optimalen Kleidung bei Neurodermitis im Winter: die Zwiebelschalentechnik.

Was bedeutet Zwiebelschalentechnik?

Stellt dir mal eine klassische Zwiebel vor. Wie ist diese aufgebaut? Richtig, eine Schicht legt sich über die nächste. Und ganz außen, da ist die Schale, die den Kern vor äußeren Schadstoffen bewahrt.

Genau so sollte die Kleidung für dein Kind im Winter aussehen. Gerade bei Neurodermitis im Winter kann die Zwiebeltechnik Schwitzen verhindern, was sich positiv auf das Hautbild auswirken wird.

Uns so geht´s: über die Windel bzw. kurze Unterwäsche kommt eine Schicht langärmeliger Baumwollkleidung. Darüber bei Bedarf eine weitere Schicht. Wichtig ist, dass jede Schicht für sich eine hohe Atmungsaktivität aufweist.

Die äußerste Schicht (die “Schale”) stellt ein wettertaugliches, ebenfalls luftdurchlässiges Material, z.B. ein Schurwolloverall. Solange die Wolle nicht in direkten Kontakt mit der hochsensiblen Haut tritt, reizt sie diese auch nicht.

Bei synthetischen Schneeanzügen ist etwas Vorsicht geboten. Diese solltest du spätestens dann direkt ausziehen, wenn dein Kind im beheizten Auto sitzt oder ein warmes Ambiente betritt.

Die Vorteile der Zwiebeltechnik

Die entscheidenden Vorteile der Zwiebeltechnik gegenüber der klassischen Anziehroutine sind:

  • Mehrere dünne Schichten wärmen besser als wenige dicke: zwischen jeder Kleiderschicht wird Wärme gespeichert, das macht in Summe mehr als wenn du nur einen Wärmespeicher zwischen Unterwäsche und Schneeanzug schaffst.
  • Bessere Atmungsaktivität: Solange du gute, natürliche Materialien wählst, bekommt die Haut die Chance durch die Stoffe nach außen zu atmen. Dies reduziert Schwitzen!
  • Die richtige Kleidung für jeden Wetter- oder Ambientewechsel: Oftmals weißt du nicht, wie sich das Wetter binnen 2-3 Stunden verändert. Erst blitzt die Sonne durch, dann zieht ein Schneesturm auf. Auch bleibst du nie am selben Ort. Mal raus, mal rein! Dein Kind ist ständigen Temperaturschwankungen ausgesetzt. Die Zwiebeltechnik sorgt dafür, dass dein Kind nie zu viel und nie zu wenig Kleidung trägt. Ist es zu warm, ziehst du eine Schicht aus. Wird es kälter, ziehst du eine Schicht zusätzlich darüber. Clever oder?

Lange Unterwäsche aus GOTS-zertifizierter Pima Baumwolle ist unser Beitrag für einen Neurodermitis-freundlichen Zwiebellook: 

Erfahrungsbericht: Neurodermitis im Winter

Romy Löffler ist Mama einer siebenjährigen Tochter, die selbst sehr unter starker Neurodermitis litt. Mittlerweile hat Romy Wege gefunden, die Hautkrankheit soweit unter Kontrolle zu bekommen, dass Schübe nicht mehr auftreten und ihre Tochter beschwerdefrei ihre Kindheit genießen kann.

Romy selbst gibt ihr Wissen und ihre Erfahrungen auf dem Gebiet Atopische Dermatitis mittlerweile als Beraterin an betroffene Familien weiter.

Ich war neugierig und bat sie um ein kurzes Interview. 

Im Gespräch mit Romy Löffler

Auf jeden Fall. Im Winterhalbjahr ging es leider immer bergab. Allerdings konnte ich von Wintersaison zu Wintersaison dennoch Fortschritte sehen. Daraus habe ich immer Kraft schöpfen können.

Schwierig war es immer, Mützen zu finden, die nicht kratzen. Zum Glück hast du für betroffene Kinder jetzt eine tolle Lösung in deinem Sortiment! Auch die Kragen von dicken Jacken oder Schneeanzügen haben leider schnell Spuren an der Haut hinterlassen. Wirklich vermeiden kann man das auch mit der besten Hautpflege nicht. Basispflege, ggf. auch reichhaltiger als im Sommer und bei starker Kälte eine Wind- und Wettercreme sollte man konsequent anwenden.

Wenn auch nicht ganz schick, hat es uns geholfen, die Wäsche im Wohnraum zu trocknen. Die Luftfeuchtigkeit wurde dadurch spürbar angehoben. Das war viel wirksamer als andere Methoden, wie z. B. ein feuchtes Handtuch über dem Heizkörper.

Sie erinnern mich tatsächlich an unsere schlimmsten Zeiten und ich bin sehr froh, sie heute nicht mehr zu benötigen. Die Verbände können bei akut trockener Haut tatsächlich Linderung bringen. Durch die Feuchtigkeit und Wärme können sich die Wirkstoffe der Creme sehr gut in der Haut entfalten. Das Anlegen ist allerdings ziemlich aufwändig. Fett-feuchte Verbände sollten daher nur in akuten Situationen und nicht als Dauerlösung zur Anwendung kommen. Eine Anleitung gibt es in meinem Blog.  

Oh, wo soll ich anfangen…? 🙂 Tatsächlich denke ich über diese Frage immer mal wieder nach. Und natürlich würde ich mit meinem heutigen Wissens-Stand und meiner Erfahrung sehr vieles anders machen. Allerdings habe ich damals, wie alle Eltern betroffener Kinder, zu jedem Zeitpunkt nach bestem Wissen und Gewissen für meine Tochter gehandelt. Und diese Sichtweise ist ganz entscheidend und deshalb bin ich mit mir auch im Reinen. Auf jeden Fall möchte ich den Eltern mit auf den Weg geben: informiert euch, werdet selbst aktiv, bleibt immer optimistisch! Wer Neurodermitis wirklich überwinden will, findet auch einen Weg.

Dazu habe ich einen Artikel geschrieben, der alle relevanten Punkte zusammenfasst. Vor allem ist aber Gelassenheit wichtig. Der Winter ist selbst für normale Haut eine Herausforderung. Es wird unterschätzt, welchen enormen Einfluss unsere Gedanken auf den Verlauf einer chronischen Erkrankung haben. Wenn ich als Mama oder Papa also mal bewusst den Druck und die Aufmerksamkeit von diesem Thema weg lenke, werde ich mit vielen Herausforderungen, die diese Jahreszeit mit sich bringt, besser umgehen können. Und mal an einem praktischen Beispiel erläutert: Wenn das Auftragen einer Kälteschutzsalbe einen halbstündigen Wut- und Kratzanfall des Kindes nach sich zieht und die Eltern hinterher ebenfalls völlig fertig sind, dann ist es unter dem Strich die bessere Entscheidung, die Salbe einfach mal weg zu lassen.

Neurodermitis Beratung

ROMY LÖFFLER

Neurodermitis Beraterin mit Schwerpunkt Ernährung

Website: nutrischlau.de
Instagram: nutrischlau

Sorge für ausreichend Luftfeuchtigkeit zu Hause

In den kalten Monaten sinkt die Luftfeuchtigkeit von rund 50% auf bis zu 20% oder weniger; draußen wie auch drinnen.

Achte daher auf angenehme Raumtemperaturen, indem du die Heizung nicht auf Maximum drehst. Auch hier besser: weniger heizen, dafür eine dünne Kleiderschicht mehr zu Hause.

Die Luftfeuchtigkeit lässt sich übrigens ganz einfach erhöhen. Stelle doch einfach den Wäscheständer in die Wohnung oder hänge immer mal wieder feuchte Handtücher auf. Auch ein Schälchen Wasser auf dem Heizkörper erhöht die Luftfeuchte.

Alternativ gibt es spezielle Luftbefeuchter für Allergiker, die für ein besseres Raumklima sorgen.

Vor einem zu starken Austrocken der empfindlichen Neurodermitishaut bewahrt außerdem Folgendes:

  • Viel Trinken
  • Nicht zu lange, nicht zu heiß und mit wenig Seife Baden oder Duschen

Wird der Neurodermitis Schlafanzug von der Kasse bezahlt?

Um für die kalte Jahreszeit optimal gerüstet zu sein, brauchst du gute Hautpflegeprodukte sowie hautberuhigende Kleidung.

Die Neurodermitissalbe oder -creme wird dir meist direkt vom behandelnden Arzt empfohlen und von der Krankenkasse bezahlt. Doch wie ist das mit der Kleidung?

Neurodermitisoveralls und Bodys stehen bei den Krankenkassen nicht im Hilfsmittelkatalog. Dies bedeutet, dass diese nicht verpflichtet sind, die Kosten dafür zu tragen.

Aber, und das ist wichtig zu wissen, die meisten Krankenkassen beteiligen sich dennoch an den Kosten für Neurodermitikerkleidung. Scheu dich also nicht, bei deiner Kasse anzurufen und nachzufragen.

Häufig reicht es, wenn du ein ärztliches Rezept und die Rechnung für die gekaufte Neurodermitiskleidung einreichst. Die Wahl des Herstellers obliegt in vielen Fällen dir selbst.

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Autor: Martina

Schwangerschaft, Baby, Alltag mit Baby. Überall liest man, wie anstrengend das Leben als Mama sein kann. Bei Chill n Feel hingegen geht es um Positive Vibes, um kleine Auszeiten, Chill-Momente, Wohlfühltipps und die dazu passenden Wohlfühlprodukte für die Kleinsten. Und die Autorin? Das bin ich: Martina, Gründerin von Chill n Feel, glückliche Mama von 3 kleinen Jungs und Träumerin von einer schönen Welt, in der jedes Lebewesen mit Respekt behandelt wird.

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